Zu Besuch im Buddha Park

24 Kilometer südöstlich von Vientiane am Mekong liegt die wohl schrägste Sehenswürdigkeit des Landes: Xieng Khouan – der Buddha Park. Der Ausflug dorthin ist eine Tagesreise mit Erlebnis-Charakter. Knapp eine Stunde dauert die holprige Fahrt in einem überfüllten Kleinbus vom Busbahnhof aus. Die Anschlagstafeln sind so verblichen, dass sie ohnehin keiner mehr lesen kann. Dafür fahren die Busse so lange es hell ist sehr zuverlässig im 20 Minuten-Takt.

Und trotz der engen Taktung sind die Gefährte immer voll. Regulär gibt es in solch einem Bus 20 Sitzplätze plus Fahrer. Machbar sind aber auch drei statt zwei Personen pro Sitzreihe. Vorausgesetzt man hat keine europäischen Hüften und lange Beine…. Außerdem locker 10 Stehplätze und Stauraum für alles Mögliche inklusive noch lebender Tiere. Berührungsängste sind ohnehin was für Farang, Ausländer, da darf man nicht zimperlich sein.

Der Bus rumpelt langsam aus der Stadt. Die Entdeckung der Langsamkeit gilt hier auch für öffentliche Verkehrsmittel. Das ist auch der Grund, warum man für die 24 Kilometer Strecke zum Buddha-Park fast eine Stunde unterwegs ist – einfache Strecke. Die Häuser werden immer kleiner, schlichter und ärmlicher und dann kommen die ersten grünen Reisfelder in Sicht.

Gerade ist Trockenzeit in Laos und damit Pflanzzeit für die dünnen hellgrünen Reishalme. Überall stehen Bauern bis zu den Waden im flachen, trüben Wasser ihrer Felder und pflanzen ihre Lebensgrundlage. 17 verschiedene Sorten Reis gibt es in Laos. Geerntet wird einmal im Jahr. Äußerst uneffektiv im Vergleich zu den Nachbarländern, die zwei Ernten pro Jahr einbringen.

Der Bus fährt weiter in Richtung Buddha Park – hoffe ich jedenfalls. Denn keiner der anderen Passagiere spricht irgendeine Fremdsprache. Also muss ich wohl oder übel irgendwann etwas am Straßenrand erkennen und Stopp rufen. Meine Mitfahrer machen das auch so. Manche springen auch einfach ab: Die Türe ist immer offen. Ich schlage mich tapfer, bis nach einem Schlagloch-Hüpfer eine verknotete Plastiktüte mit noch lebenden Aalen auf meinen Füßen landet. Die Fische schlängeln aufgeregt und ich kann ein Quietschen nicht unterdrücken. Die Laoten haben Spaß, und zu Hause was zu erzählen! Wieder was für die Völkerverständigung getan. Das Hinweisschild zum Buddha Park sehe ich dann in letzter Sekunde.

Der Buddha Park ist ein fantasievoller Skulpturengarten mit meterhohen Betonstatuen. Sie zeigen einen wilden Mix aus Hinduismus, Buddhismus und laotischer Folklore. Der etwa einen Hektar große Park wurde schon 1958 direkt nach der französischen Kolonialzeit undvor den politischen Wirren von dem laotischen Künstler Boun Leua Soulilat geschaffen. Der Philosoph und Priester vereinigt hier verschiedene asiatische Religionen zu einer einzigen Weltanschauung. Damit war er allerdings nicht alleine: Den Zement, und davon verbrauchte er reichlich, finanzierte er durch Spenden seiner Anhängerschaft. Und die zahlten meist in Naturalien.

Der Buddha Park liegt direkt in dem Gebiet, in dem die meisten Zementwerke in Vientiane Distrikt arbeiten. Auf dem Weg dorthin fährt man an großen Halden und Gruben vorbei. Große Transport-LKW stehen am Straßenrand. Die Dörfer entlang der Straße sind grau in grau auszumachen. Über allem liegt eine dicke Staubschicht.

Die Zementindustrie hat gut zu tun. Nicht mehr wegen Buddha Park, dort braucht man nur noch kleine Mengen zu Restaurationszwecken. Sondern für die vielen Großbauprojekte überall im Land. Schätzungen zufolge muss Laos trotzdem jedes Jahr etwa 40 % des Bedarfs an Zement aus Thailand importieren. So groß ist die Lücke zwischen Produktion und Nachfrage.

Als noch ausreichend Zement zur Verfügung stand schuf Boun Leua Soulilat seine stummen Wächter. Direkt am Eingang erklärt dann auch ein Schild auf Lao und Englisch, dass es sich bei dem Park um eine der touristischen Hauptattraktionen des Landes handele. Nun, das war wahrscheinlich in den 60er Jahren so. Große Bedeutung hat der Park heute nicht mehr. Dafür großen Unterhaltungswert.

Am berühmtesten ist die mächtige liegende Buddhastatue – die mittlerweile auch schon zahlreiche Postkarten, Reiseführer und andere Buchtitel ziert. Entspannt sieht er aus. Und zufrieden, wie er sich auf etwa 25 Metern ausstreckt.


Anziehungspunkt bei den Besuchern (erstaunlich viele Laoten) aber ist der riesige Betonkürbis direkt neben dem Eingang. Durch einen weit aufgerissenen Dämonenschlund kann man ins Innere klettern und sich dort dann durch verschiedene Ebenen vorarbeiten. Dass der Erbauer des Kürbis´ ein kleiner Laote war, erklärt warum die Asiaten behände durch Spalten und Löcher schlüpfen, während ich meinen Luxuskörper ordentlich verbiegen muss. Die drei Ebenen im Kürbis symbolisieren Hölle, Erde und Paradies. Wer schwindelfrei ist, wagt sich auf das Dach und kann von dort einen wirklich schönen Blick auf die gesamte Anlage genießen.



Zum Beispiel auf den Giganten Koumphan, der die bewusstlose Soumountha in seinen Armen trägt. Der Legende nach entführt der König der Riesen die Schöne. Und als ihr Verlobter viele Jahre später zur Rettung eilt, will sie nicht mehr mit nach Hause. Das heute viel zitierte Stockholm-Syndrom ist also offenbar nach der falschen Stadt benannt.

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