Reiche Natur, arme Menschen: Wie Madagaskar seinen Biodiversitäts-Hotspot trotz politischer Krise schützen kann und muss

„Lang, lang ist es her, so erzählt einer der Könige von Farafangana an der Südostküste Madagaskars, da lebte dort ein Fischer, der sehr arm war. Eines Tages angelte er einen großen Fisch und tanzte vor Freude, weil er endlich mit seiner Angelrute einen guten Fang gemachte hatte. Er steckte den Fisch in den Korb und war auf dem Weg nach Hause, als plötzlich eine Stimme aus dem Korb kam: ‚Töte mich nicht, ich werde dir Glück bringen!'“

(Aus: Der glückliche Fischer. Übersetzt von Moks Nasoloarisoa Razafindramiandra 1988)

Madagaskar sollte zur „ersten humanistischen und ökologischen Republik der Welt“ werden. Madagaskars Schutzgebiete sollten bis 2008 verdreifacht werden, von 1,6 Millionen Hektar (drei Prozent der Landesflache) bis auf sechs Millionen Hektar. Beides ist bislang nicht erreicht. Dabei ist es wohl nirgends auf der Welt so wichtig, die Artenvielfalt zu schützen wie in bzw. auf Madagaskar: Dieser Inselkontinent, der sich vor rund 160 Millionen Jahren vom afrikanischen Festland abgespalten hat, ist einer der „Biodiversity Hotspots“, die die Umweltschutz-Organisation Conservational International identifiziert hat. Hier, auf der viertgrößten Insel der Welt, gibt es schätzungsweise 250.000 Pflanzen- und Tierarten. Etwa 70 bis 90 Prozent davon sind endemisch, kommen also nirgendwo sonst auf der Welt vor. Am bekanntesten sind die Lemuren; alle rund 100 Arten dieser Primaten gibt es nur auf den madagassischen Inseln. Auch mehr als 250 Mistkäferarten kommen nur hier vor. Außerdem gibt es in Madagaskar mehr als 200 Froscharten, in Europa hingegen nicht einmal 20. Und von allen weltweit bekannten Chamäleonarten findet man die Hälfte auch auf Madagaskar, ebenso sieben der acht Arten des Affenbrotbaumes. Deswegen wird Madagaskar auch als „Arche Noah der Welt“ bezeichnet.

Doch das madagassische Rettungsschiff der Arten, das entgegen dem biblischen Bild auch Pflanzen an Bord hat, ist mehr denn je im Begriff zu sinken. Die Rote Liste gefährdeter Arten, die die International Union for Conservation of Nature führt Dutzend Spezies auf, die vom Aussterben bedroht sind.

Was können also Einheimische tun, damit ihre Arche Noah nicht untergeht? Wie helfen Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen? Und welche Hürden gibt es? Diesen und anderen Frage gehe ich nun schon seit anderthalb Monaten nach – es wird Zeit, ein paar Eindrücke zu posten…