„Umweltprojekt“, Kirchengemüse und kein Geld aus Deutschland

Der Reverend schwitzt in seinem tiefschwarzen Stehkragen Hemd. Dabei ist es heute kühl, den ganzen morgen hat es geschüttet, Monsun an der Ostküste. „Come, I will show you our church garden“ ruft Vinoth, wischt sich den Schweiß vom Schnauzbart und stapft im Stechschritt durch den Sand auf ein Stück Rasen zu. „Beans, cucumbers, tomatoes – the whole community was involved in that.“ Der Pfarrer der Methodisten-Gemeinde Komari platzt fast vor Stolz, wenn er über sein „environment project“ spricht. Seine Augen funkeln, seine wilden Gesten werden noch hektischer. Wenn man ihn so reden hört könnte man meinen, seine Gemeinde hätte eine Gemüseplantage angelegt. Wenn man jedoch von der Hauptstrasse auf das karge Kirchengebäude schaut, sieht man davor ein etwa 30 Quadratmeter Stück Grün. Ein paar Bohnenstöcke, ein paar Zierpflanzen – es erinnert sehr an einen englischen Vorgarten!

 

Vinoth zieht ein Taschentuch unter seinem Priestergewand hervor und wischt sich über die Stirn. Das Land, der Boden hier sei perfekt für Gemüse, erklärt er und reisst sich ruckartig den weissen Stehkragenverschluss auf. „I don’t like the heat, but it’s good for our plants“, stöhnt er.

 

Umweltprojekt oder Einnahmequelle? Samesame!

 

Der Grünstreifen vor der Methodisten-Kirche ist das „Umweltprojekt“. Eine ganz neue Idee, bei der alle 200 Familien der Methodisten im Dorf mitgezogen haben, erzählt er. „The kids, the grandparents, everyone wanted to help“. Aber das sei ja noch lange nicht alles. In einem Affenzahn schlüpft der etwas korpulente Geistliche in seine Flipflops und eilt hinter das Kirchengebäude. Auf dem Kirchdach hüpfen fünf Affen herum, die Strandhunde bellen sie an. Der Reverend würdigt sie keines Blickes, er hat nur Augen für seine Kokospalmen. In dem circa 100 Meter breiten Streifen zwischen Kirche und Strand stehen unzählige davon. Dazwischen Strandmüll, Mangroven, Hundehaufen. „The coconut-trees all belong to our community. We sell them all – so this is as well part of our environment-project. We sell them to get money for the community.”

„Big problem: the Germans stopped their funding!“

 

Money, funding, die Wörter tauchen fast in jedem zweiten Satz des Pfarrers auf. „You know, we have a big problem. The Germans suddenly stopped their funding. So we have no money anymore for our community.” Wer genau die Germans sind? Die Methodistenkirche? Da ist der sonst so gesprächige Pfarrer auf einmal stiller. Er denkt kurz nach, zuckt verlegen mit den Schultern und meint: „I don’t know.“ Sei aber auch egal, jedenfalls käme eben kein Geld mehr aus Deutschland und das sei ein „desaster“.

 

Er zeigt auf das grüne Gebäude hinter der Kirche, Day-Care-Center steht auf der Wand. „With the German funding we could have 65 kids here, they could stay all day and we could provide meals as well. But now? Nothing, only 35 kids, they come from 8-11.30am.” Und das Schlimmste sei, dass die Familien für den Kindergarten jetzt selbst bezahlen müssen. Drei Euro im Monat. „But this is for most of them impossible. The people here are very poor. They grow vegetables. But sometimes they don’t even have enough to eat.”

 

„Can’t you organize some funding for us? You are German, right?”

 

Und dann hat der Reverend eine Idee. Ich könne ja hier drüben im Haus bleiben, so drei Tage oder so. Das wäre super billig und total idyllisch – vor der Tür die Hauptstrasse, hinter dem Zimmer die agressiven Affen und Strandhunde und klar, die Kokospalmen. Drei Euro die Nacht, ein Schnäppchen! Ach ja, und ob ich da nicht was machen könne, ich sei ja Deutsche. Das funding ein bisschen aufpeppen. „Can’t you talk to the Church in Germany to organize some money for us? It’ doesn’t have to be much you know, 1000-2000 Rs per month”, also so vier Tagessätze eines srilankanischen Tagelöhners. “Because without that we cannot really push our environment-projects”, schlussfolgert er. Und das würden die umweltfreundlichen Deutschen ja bestimmt auch nicht gut finden!