Eigentor

Wer es schon mal versucht hat, der weiß, dass Romário dafür bekannt ist, Interviewanfragen von ausländischen Journalisten erst ins Unendliche herauszuzögern und dann meist abzusagen. Der Grund ist einfach: Ausländische Publikationen bringen ihm keine Wählerstimmen in Brasilien. So jedenfalls denkt Romário, seit 2010 Abgeordneter im brasilianischen Nationalkongress. Bevor er Politiker wurde, war Romário vor allem als Stürmer bekannt. 1994 zum Weltfußballer gewählt, 2004 zu einem der 125 besten lebenden Fußballspieler.

Romário, o baixinho, der Kleine, ist beliebt beim Volk, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Mal kritisiert er öffentlich das Nationalidol Pelé, mal die FIFA. Das trauen sich nur wenige. Selbstverständlich also, dass vor der nächsten Weltmeisterschaft in Brasilien viele Journalisten Fragen an ihn haben. Um die ausländischen Korrespondenten in ihrer schier aussichtslosen Lage, jemals ein Interview bei Romário bekommen zu können, zu unterstützen, hat die Associação de Correspondentes de Imprensa Estrangeira (ACIE) kürzlich ein Kollektiv-Interview mit Romário vereinbart. Eine Stunde lang wolle er sich, in den Räumlichkeiten der ACIE in Rio de Janeiro, Zeit nehmen für die interessierten Journalisten aus aller Welt. Schnell habe ich mich angemeldet und kurz darauf bekam ich eine Bestätigungsmail. Endlich, die Sache schien geritzt. Das Interview war für 14 Uhr anberaumt, aber um bloß nicht im Verkehrschaos von Rio steckenzubleiben, fuhr ich schon um elf Uhr los. Drei Stunden Anfahrt sollten reichen. Andere Kollegen waren extra aus Sao Paulo hergeflogen. Uns alle erreichte mittags eine Email des Präsidenten der ACIE. Ich saß noch im Bus, war fast am Treffpunkt angekommen. Einige Kollegen stiegen gerade ins Taxi ein, andere verließen den Flughafen in Rio de Janeiro Richtung Zentrum und die ganz pünktlichen Kollegen warteten schon in den Räumen der ACIE.

„Der Abgeordnete hat soeben aus Gründen der Unpässlichkeit das Interview abgesagt“, stand in der Mail.

„Sacanagem“, dachte ich, „so eine Sauerei.“ Weil ich ohnehin schon fast da war, schaute ich eben bei der ACIE vorbei. Was ich vorfand, waren schimpfende und erzürnte Kollegen. Ich konnte sie gut verstehen und war mindestens genauso wütend. Nach einem ganzen Tag für nichts und wieder nichts im Stau und auf der Strasse, setzte ich mich zu Hause an den Computer, um herauszufinden, was denn Romário so unpässlich gemacht hatte. Vielleicht stand es ja irgendwo. Einer langen Recherche bedurfte es nicht. Schon bei facebook wurde ich fündig: Da hatte der Herr Abgeordnete ein Foto gepostet, beim Kaffeetrinken mit zwei Freunden. Ich habe das Foto geteilt, denn Romário hat recht: Davon sollten nicht nur die brasilianischen Wähler erfahren.

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