#tráfico #Caracas

„Bereits am Flughafen können sie sich von den tropischen Temperaturen in Venezuela überzeugen.“ Zuhause mit Wärmflasche unter der Wolldecke klang dieser Satz in meinem Reiseführer ziemlich verlockend. Doch nach zwölf Stunden Flug, einer Nacht im Flughafenhotel und einer Zugfahrt im überfüllten Talys, laufe ich vergeblich gegen die Wand aus feuchtwarmer Luft an, die mich am Flughafen Simón Bolivár empfängt. Ebenso unvorbereitet trifft mich das mehr als lebensgroße Poster von Hugo Chávez über der Passkontrolle: „La revolución sigue.“ „Die Revolution geht weiter.“ In der Eingangshalle ist von Revolution wenig zu spüren. Hier herrscht ein ähnliches Chaos aus Geldwechselstuben, Gepäckträgern und Taxifahrern wie an anderen lateinamerikanischen Flughäfen. Allerdings ist laut Reiseführer (und Auswärtigem Amt) das Sicherheitsrisiko besonders hoch. Das einzig verlässliche Transportmittel in die knapp 30 km entfernte Hauptstadt sind demnach die offiziellen Flughafentaxis: Schwarze Ford Explorer. (Mit denen man übrigens ohne weiteres bis in den Dschungel reisen könnte.) Aus irgendeinem Grund lande ich schließlich in einem beigefarbenen Taxi. „Wir gehören alle zusammen.“, erklärt der Fahrer und zückt seine Visitenkarte. Sicherheitshalber behalte ich die Fahrt über mein Handy in der Hand. Der Fahrer auch. Kaum sind wir auf die Autobahn Richtung Caracas abgebogen, beginnt er, hektisch darauf herum zu tippen. Ich beginne gerade, mir doch noch Sorgen um meine Sicherheit zu machen, da sehe ich, dass er seinen Twitterfeed checkt. „Verkehrsnachrichten.“, erklärt er lächelnd. Plötzlich bemerke ich das Twittersymbol auf dem Reisebus vor uns. Auch auf dem Werbeplakat einer Eisdiele hockt in einer Ecke der kleine blaue Vogel. „Jeder nutzt hier Twitter.“, sagt er achselzuckend. Schließlich könne man den Informationen der Regierung nicht trauen. Überhaupt die Regierung. Ob ich den Präsident Nicolás Maduro nicht mitnehmen möchte nach Deutschland: „Llévatelo.“ Ich lehne lachend ab. „Das sagen alle.“, entgegnet der Fahrer. Die Enttäuschung ist ihm anzumerken. Noch nicht einmal eine Stunde ist vergangen, seit ich gelandet bin, schon habe ich meine erste politische Diskussion hinter mir. „Bienvenida a Venezuela.“, meint der Fahrer.