Wenn es zu westlich wird

Während der Amtszeit des früheren Präsidenten Saakaschwili (2000er Jahre) hat sich Georgien rasant modernisiert. Er hat es geschafft, Georgien von Korruption zu befreien, den Weg Richtung Westen zu ebenen und er hat die Städte modernisiert – man spricht von der „Sighnaghisierung“ – in fast allen georgischen Städten gibt es Viertel mit modernen westlichen Hausfaden, die auch in einer italienischen Altstadt stehen könnten. Es wurde eine Infrastruktur geschaffen sowie flächendeckender Zugang zu Strom. Die erste Stadt, die so eine Modernisierung erlebt hat, ist Signhagi, danach folgten weitere Städte, selbst in den hohen Bergen in Swanetien. Die Stadt, die einen richtigen BOOM erlebt hat, ist Batumi, die Touristenmetropole am Schwarzen Meer – gerne wird sie von Georgiern auch als „Las Vegas am Schwarzen Meer“ beschrieben.

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Seit 2005 strömen Touristen aus der Türkei, Armenien, Aserbaidschan und aus arabischen Ländern wie Dubai in die Hauptstadt der Region Adscharjen. Am Batumi Boulevard stehen moderne Hotels; die Wolkenkratzer prägen das Stadtbild. Hotel Kempinski, Radisson Blue und Sheraton gelten als Wahrzeichen von Batumi. Ganz wichtig: die Casinos; sie locken vor allem türkische Touristen an, weil Glücksspiel beim georgischen Nachbarn verboten ist. Während der Hauptsaison fließt jeden Abend um 19 Uhr aus einem Brunnen „Chacha“, das ist georgischer Vodka. In Batumi wird der Spaß ausgereizt.

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In der Stadt scheint alles perfekt zu sein. Das erste Mal habe ich hier sogar rote Radwege gesehen, man wolle sich dem EU Standard anpassen. Auf den Straßen hört man Türkisch, Russisch und Englisch, das Georgische wirkt fast schon verdrängt.

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Für mich ist man hier in Sachen Modernisierung einen Schritt zu weit gegangen. Die Stadt wirkt wie aus Plastik, sie hat kaum etwas mit dem Georgien zu tun, das ich in den letzten Tagen gesehen habe. Für viele Georgier geht hier ein Traum in Erfüllung – Für mich ist Batumi surreal…