Endlich ein zuhause – zu Besuch bei ehemaligen Straßenkindern

Vor einigen Tagen habe ich meinen ersten Trip außerhalb von Dakar gemacht. Ich war in Mbour. Die Fahrt dauert gut anderthalb bis zwei Stunden – je nach Verkehr. Steffi (aus Hamburg) kümmert sich dort zusammen mit ihrem senegalesischen Mann um ehemalige Straßenkinder.

Als ich in Mbour in ihrem Haus ankam, saßen die knapp dreißig Kinder zusammen im Schatten auf der großen Terrasse vor dem Hauseingang. Die Kinder sind altersmäßig etwa zwischen sechs Jahren und jungem Teenie-Alter. Alle trugen grüne Trikots und schauten mich mit ihren großen Augen neugierig an.

Steffi und ihr Mann haben mir einiges über die Kinder erzählt. Obwohl sie noch sehr jung sind, hat vermutlich jeder einzelne von ihnen schon sehr viel durchgemacht. Sie haben zum Beispiel auf der Straße gelebt oder mussten betteln. Einige der Kinder kommen aus Koranschulen, erzählt mir Steffi.

Was hat es mit diesen Koranschulen auf sich? Einer Tradition folgend vertrauen manche Eltern ihre Söhne einem „Marabout“, einem religiösen Führer, an. In dieser Zeit wohnen die „Talibés“, die Koranschüler, bei ihm in der Koranschule. Dort sollen sie vor allem den Koran lernen. Unter den Koranschulen gibt es offenbar modernere Schulen, ich habe hier aber auch schon mehrfach erzählt bekommen, und auch Steffi erzählt mir, dass die Gebäude manche „Daraas“ sehr einfach seien: Es gebe beispielsweise keine Betten oder kein Dach. Auch die hygienischen Bedingungen seien teils sehr schwierig.

Trotzdem müssten, berichtet Steffi, die Kinder Schulgeld an den Marabout zahlen. Dafür gingen sie betteln. Ganz anders im neuen zu Hause in Mbour: Dort schlafen die Kinder auf Matratzen, gehen in die Schule im Ort. Im Hausflur hängt für jeden Schultasche oder Rucksack.

Während meines Besuchs gehen wir mit den Jungs im Atlantik schwimmen – oder besser gesagt planschen. Denn die Kinder haben zwar schon gelernt, sich über Wasser zu halten, richtig schwimmen können die meisten von ihnen allerdings bisher nicht. Zu schwierig sei es, im Wasser mit den Wellen schwimmen zu lernen.

Was mich überrascht hat: Wie gelöst und zutraulich die Kinder waren, wie sie Nähe gesucht haben. Es hat mich sehr gefreut zu sehen, wie glücklich sie in dem Moment waren. Trotzdem fallen mir, zum Beispiel in Dakar, immer wieder Kinder auf, die mit ihren Blechbüchsen in der Hand am Straßenrand stehen und betteln.