Unterwegs in Vientiane – meine neue Heimat

Etwa 400.000 Einwohner leben im Einzugsgebiet der laotischen Hauptstadt Vientiane am Mekong. Verglichen mit den großen Metropolen der Welt ist Vientiane also eine ruhige Kleinstadt. Aber genau das macht den gemütlichen Reiz der Hauptstadt aus. Zwar geht es hier auch mal laut und trubelig zu, aber niemand ist gestresst oder in Hektik. Lao PDR – ist die offizielle Bezeichnung des kommunistischen Staates. Böse Zungen behaupten, die Abkürzung stehe für „Please Don´t Rush“ – bloß keine Eile.

Die Stadt ist eine skurrile Mischung aus schicken Neubauten, Bruchbuden, improvisierten Baustellen und Müllkippen und alle paar hundert Meter steht dann mitten in diesem wuselnden Chaos ein Wat, also ein buddhistischer Tempel, in dessen Schatten dutzende orange gewandete Mönche sitzen.

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Mae Nam Khong – die Mutter aller Flüsse

Das soll der Mekong sein!? Die Mutter aller Flüsse, von den Laoten liebevoll Mae Nam Khong genannt, der drittlängste Strom Asiens mit fast 5000 Kilometern Länge. Ich bin enttäuscht! So viel Trubel und Mythos um einen Fluss – und dann das:

Vor mir liegen vor allem eine Menge Staub, zu einer Art Sandbank aufgehäuft, und ein dünnes, braunes Rinnsal das träge dahinfließt. So langsam, dass es mit bloßem Auge fast nicht erkennbar ist. Der Fluss hat es nicht eilig. Die meisten Laoten auch nicht.

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Wie im Mittelalter

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Die Kalahandi-Region umfasst 52 Dörfer, hier leben etwa 130.000 Menschen in 7000 Haushalten. 60 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze, die laut UN-Vorgaben bei etwa 22.000 Rupien liegt, also weniger als 1 Dollar pro Tag.

Unser erster Stopp heute ist ein Rama-Krishnan-Ashram mit angeschlossener Schule, Waisen- und Altenhaus. Der Garten ist wunderschön mit kleinen Teichen zum Fischen, bunten Blumen, Bananenbäumen und vielen Feldern. Nach dem Gebet treffen wir die Schüler. 130 Jungs leben hier, ein Viertel davon ist verwaist, die anderen sind von ihren Eltern hierhin geschickt worden, da diese sich nicht um sie kümmern können. Der Ashram finanziert die Schule, selbst wird er durch Spenden getragen.

Die große Halle hat Platz für 1000 Menschen und hier wird auch unterrichtet. Besonders einfallsreich: an den Decken sind Tonkrüge aufgehängt, die das Echo aus der riesigen Halle nehmen. Die Jungs sind neugierig über die Besucher und trauen sich schüchtern näher. Dann gongt es zum Mittagessen. Während alle minutenlang singend beten, wird das Essen ausgeschöpft (Reis, natürlich) und ich trage mich in das Besucherbuch ein. Alle sind so süß zu mir! Ein Junge schenkt mir zum Abschied eine Rose und performt einen Ritus, wobei er erst meine Hände berührt, dann vor mir auf den Boden fällt und dann meine Füße berührt.

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Der Rat tagt

Einmal im Monat tagt der Vorstand von Bijayinee, der auch gleichzeitig das Claim-Komitee von Niramaya  ist. Hier werden dann die Rückerstattungsforderungen (Claims) der Versicherten besprochen und die Frauen entscheiden darüber, wer wie viel Geld von Niramaya bekommt.

Anfangs sind die Frauen schüchtern, reden nicht viel. Meine Anwesenheit ist ungewohnt und macht sie nervös. Zwei Frauen verstecken sich hinter dem Stoff ihres Saris, den sie – wie in der Region üblich – um die Köpfe geschlungen haben, um ihr Haar zu bedecken.

Alle 3 Jahren wählen die Mitglieder neun Frauen in einen Vorstand, die letzte Wahl war 2009. Bis zu 15 Kilometer Anfahrt nehmen sie in Kauf, um am 6. des Monats in Rampur Rat zu halten. Heute sind nur 6 Frauen gekommen, aber es ist auch eine außerordentliche Sitzung. Für ihr Engagement bekommen die Frauen 100 Rupien im Monat extra (1,75 Euro). Heute werden drei Claims besprochen.

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Von Strukturen und Ideen – Interview mit dem Chief Executive der Mahashakti Foundation

Die Micro Insurance Academy hat kein eigenes Büro in Orissa. Sie ist nur Dienstleisterin für lokale Organisationen. In Kalhandi arbeiten sie mit der Mahashakti Foundation zusammen, die viel Mirco Finance machen. Mahashakti arbeitet ausschließlich mit Frauen. Aus dem Micro Finance Institute (MFI) hat sich die Frauen-Koperative „Bijayinee“ („Sieg“) entwickelt, die bis vor Kurzem hauptsächlich Sparpläne für die Frauen in der Region erstellt haben.  Seit einem Jahr bieten sie auch eine Krankenversicherungen unter dem Namen „Niramaya“ an, was in etwa „frei von Krankheiten“ heißt..

Wer denkt „Das klingt kompliziert“, sollte hier aufhören zu lesen (NEIN!).

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Reisen in Indien…

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Nach einigen zugleich erholsamen wie stressigen Tagen in Delhi (erholsam weil nur als Touri, stressig weil nur als Touri), mache ich mich auf den Weg nach Orissa, dem ärmsten Bundesland Indiens.

Ich habe mir eine Kette mit einem Ganesh-Anhänger gekauft. Ganesh ist einer der beliebtesten Götter Indiens und einer der Hauptgötter. Ich habe ihn wegen seiner Funktion als Beschützer ausgewählt. Ich gehe einfach davon aus, dass Ganesh mich auf meinem Trip beschützt.

Das scheint auch direkt zu klappen: mein Flug (dieses Mal mit der Fluglinie Indigo) wird auf den Bildschirmen als pünktlich angezeigt, wir beginnen rechtzeitig mit dem Boarding und starten nur 10 Minuten verspätet. Ich habe inzwischen raus, wie ich den Emergency Seat bekomme und genieße einen ruhigen Flug – der sogar 10 Minuten zu früh in Bhubaneswar landet. Ich kann es kaum glauben.

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Der Tourismus wäre eine Chance. Doch sie bleibt ungenutzt.

Das Zementwerk mitten in einem der schönsten Nationalparks des Landes, Mochima.

Auf der Isla de la Plata ist der Strand so wie man ihn sich vorstellt: weisser Sand, dazu ein paar Kokospalmen, das knallblaue Meer schwappt in kleinen Wellen vor sich hin. Doch wer den Kopf hebt, schaut auf ein grosses, ziemlich graues, ziemlich hässliches Zementwerk. Mitten in einem der schönsten Nationalparks des Landes, in Mochima.

Venezuela ist nicht nur an Öl ein sehr reiches Land. Es gibt jede Menge andere Bodenschätze, das Klima liesse zweimal im Jahr eine Ernte zu – die Landwirtschaft könnte einer der stärksten Industriezweige sein. Und dank der unglaublich abwechslungsreichen Natur wäre auch der Tourismus ein Standbein, das den grossen Druck auf die Ölindustrie mindern und die Wirtschaft diversifizieren könnte.

Doch eigentlich ist es nur die Isla Margarita, auf der die Tourismusindustrie funktioniert. Dort gibt es die Infrastruktur, dort sind die grossen Reiseveranstalter präsent, dort sitzen grossen Hotels. Doch auch auf dieser Insel vor der venezolanischen Küste hat die Kriminalität zugenommen.

Und das ist das grösste Hemmnis für die Touristen im ganzen Land: Viele wissen um die schwierige Sicherheitslage und überlegen es sich schon vor ihrem Urlaub anders. Andere sind hier und fühlen sich nicht wohl, komme deswegen nicht mehr wieder oder brechen ihren Aufenthalt ab. In allen Landesteilen sind die Betreiber von Hostels und Posadas betroffen, alle sprechen von stetig abnehmenden Besucherzahlen in den letzten Jahren.

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What happens in the slum…

„So schlimm ist das ja alles nicht!“ Das denke ich zunächst, als ich heute morgen Dharavi betrete, den offiziell größten Slum Asiens. Die Straße, auf die wir von einer kleinen verrostete Brücke nahe der Mahim Junction blicken, sieht aus wie viele andere in Mumbai: voll, runtergekommen mit vielen vielen Läden. Ja, die Gebäude sind teilweise aus zusammengeschweißten Blechteilen, aber eben auch aus Stein. Von der Brücke aus verschaffen wir uns einen ersten Eindruck: Unweit von uns ragt ein großer Tempel aus dem Meer aus Wellblechdächern heraus, weiter im Osten sind heruntergekommene Hochhäuser. Dann kann es ja los gehen.

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Der Gast ist Gott

Wir kommen weit nach 19 Uhr im Dorf an. Es hat letztlich doch 2,5 Stunden gedauert. Der Verkehr war irre, was daran liegt, dass es nur eine Straße gibt und auf der alles fährt, was fahren kann: Autos, Laster (bunt bemalt mit dem Hinweis darauf, dass man hupen und bei Nacht blinken soll, wenn man vorbei will), Motorräder, Rikshas, Karren, Räder – alles!

Begrüßungszeremoniell: Blumenkette, Schal und ein roter Strich auf die Stirn.

Im Dorf ist noch Licht. Eigentlich leben die Menschen hier nach der Sonne: sie stehen sehr früh, meist gegen 4 Uhr, auf und gehen ins Bett, wenn es dunkel wird. Heute nicht. Heute haben sie auf uns gewartet. Zur Begrüßung bekommen wir orangene Tücher und Blumenketten umgehängt, dazu als traditionelles Begrüßungszeichen und Anerkennung einen Strich  in roter Farbe auf die Stirn gemalt. Dann setzen wir uns und es gibt Chai und Gebäck.

Wir sind im Norden, in Punjab. Das ist der Staat der Sikh – eine der vier koexistierenden Religionen Indiens. Die Sikhs sind eine religiöse Minderheit (2 %), stellen aber derzeit den Premierminister, Manmohan Singh, einen sehr beliebten Mann. Sikhs waren früher Krieger und tragen auch deshalb und als Teil ihrer Religion traditionell kleine Dolche mit sich – immer, auch die Frauen. Ihnen wird nachgesagt, sehr geschäftstüchtig zu sein. Frauen wie Männer tragen ihr Haar lang und bedeckt: Männer mit einem Turban, Frauen mit einem Schal.

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