Ackerbau: Wald schützt Feld

In San Juan Limay ist es schwierig zu unterscheiden, ob es sich um ein ausgetrocknetes Flussbett oder eine Schotterstraße handelt. Wasser ist nämlich im Januar nur an wenigen Stellen in den Flüssen.

Der Fluss neben der Finca von Octavio Rosales führt noch ein wenig Wasser, es fällt allerdings kaum auf in dem fast 20 Meter breiten Flussbett. Die Finca von Don Octavio ist eine grüne, kühle Oase. Knapp 3 Hektar Land, auf der Hälfte steht Wald, den er pflegt statt ihn abzuholzen. Doch an der Grenze seines Grundstücks wechselt die Farbe der Landschaft sofort von grün nach hellbraun.

Grüne Oase, wo noch Bäume stehen – braune Steppe, wo sie abgelzt wurden

Don Octavio deutet auf den nächsten Hügel. Der ist vollkommen kahl. „Da war mal Wald, aber die Leute haben die Bäume umgehauen, um dort ihr Vieh zu weiden.“ Fast alle Bäume rund um das Dorf sind gefällt. „Das merken wir jetzt, es ist windig hier in San Juan Limay.“ Außerdem sei der Grundwasserspiegel abgesunken, viele Brunnen haben überhaupt kein Wasser mehr in der Trockenzeit. Don Octavio musste wegen des Waldes und der Nähe zum Fluss nur einen Meter tief graben.

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Nackte Erde

Braune Acker in Totogalpa

In Totogalpa ist die Erde nackt. Auf vielen Hügeln in dem Bezirk im Norden von Nicaragua an der Grenze zu Honduras steht kein Baum, kein Strauch und die Grashalme sind vertrocknet.

Geerntet hat fast niemand in diesem Jahr. Auch Neyda Suyapa und ihre Familie nicht. Normalerweise konnte die Familie 30 bis 40 Säcke Mais einlagern. „Jetzt wird es hart für uns, weil wir das alles kaufen müssen.“ Von Januar bis März ist es besonders trocken und heiß. „Die Monate verbringen wir jetzt mit backen.“

Zusammen mit einer Nachbarin macht sie Rosquillas, kleine Teigringe, und Trockenkuchen, um sie in der Nachbarstadt auf dem Markt zu verkaufen. Die 22 Jahre alte Frau verbringt den Nachmittag in der Küche zum Backen und den Morgen im Bus und auf dem Markt mit Verkaufen. Ihr Mann arbeitet auf dem Feld, aber im Moment ist dort auch nicht viel zu tun. Regen ist nicht in Sicht. Viele der Nachbarn sind auf den Plantagen in Honduras, Costa Rica und El Salvador oder pflücken Kaffee im Hochland.

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Der Gast ist Gott

Wir kommen weit nach 19 Uhr im Dorf an. Es hat letztlich doch 2,5 Stunden gedauert. Der Verkehr war irre, was daran liegt, dass es nur eine Straße gibt und auf der alles fährt, was fahren kann: Autos, Laster (bunt bemalt mit dem Hinweis darauf, dass man hupen und bei Nacht blinken soll, wenn man vorbei will), Motorräder, Rikshas, Karren, Räder – alles!

Begrüßungszeremoniell: Blumenkette, Schal und ein roter Strich auf die Stirn.

Im Dorf ist noch Licht. Eigentlich leben die Menschen hier nach der Sonne: sie stehen sehr früh, meist gegen 4 Uhr, auf und gehen ins Bett, wenn es dunkel wird. Heute nicht. Heute haben sie auf uns gewartet. Zur Begrüßung bekommen wir orangene Tücher und Blumenketten umgehängt, dazu als traditionelles Begrüßungszeichen und Anerkennung einen Strich  in roter Farbe auf die Stirn gemalt. Dann setzen wir uns und es gibt Chai und Gebäck.

Wir sind im Norden, in Punjab. Das ist der Staat der Sikh – eine der vier koexistierenden Religionen Indiens. Die Sikhs sind eine religiöse Minderheit (2 %), stellen aber derzeit den Premierminister, Manmohan Singh, einen sehr beliebten Mann. Sikhs waren früher Krieger und tragen auch deshalb und als Teil ihrer Religion traditionell kleine Dolche mit sich – immer, auch die Frauen. Ihnen wird nachgesagt, sehr geschäftstüchtig zu sein. Frauen wie Männer tragen ihr Haar lang und bedeckt: Männer mit einem Turban, Frauen mit einem Schal.

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Mäh! statt Migration

„Vor drei Jahren war hier noch nichts, nur das Haus“, sagt Berna Carintia Gómez Argeñal. Jetzt steht hinter dem Haus ein Ziegenstall mit fast 30 Ziegen und in einer kleinen Oase daneben wachsen Bananen, Papayas und andere Früchte. Ihre Kinder trinken Milch, die Familie isst regelmäßig Fleisch und Gemüse – und Berna hat ein Einkommen. All das ist in der trockenen Gegend von Malpaisillo nicht selbstverständlich. Zwei Dinge haben das Leben der Familie verändert: die Ziegen und der Wassertank.

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„Wir essen den Müll der Exportproduktion!“

Die Menschen auf dem Land werden vom Staat allein gelassen, sagt der Agrarexperte Manuel Fandiño. Sie leben fast ausschließlich von Reis und Bohnen. Dabei habe Nicaragua ein großes Potenzial: Die Chancen des Landes liegen in ökologisch produzierten Grundnahrungsmitteln, in der nachhaltigen Produktion von Holz und Fleisch. Fandiño arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit den Campesinos in Nicaragua. Seit über 10 Jahren ist er Direktor der Zeitschrift "enlace". Weiterlesen