Freiwilligendienste: Ein auslaufendes Modell?

„Was machst du hier“, hat mich Matthias am ersten Abend auf der Terrasse von Ludwig gefragt. Dass ich mich für die Freiwilligendienste in der Entwicklungshilfe interessieren würde und als Stipendiat durch Ghana reisen wolle, um mit lokalen NGOs, Entwicklungsdiensten wie der GIZ und Freiwilligen selber über ihre Erfahrungen und den Inhalt und Nutzen ihres Einsatzes sprechen wolle, antwortete ich. „Sehr schön. Du weißt, dass die Zusammenarbeit mit dem Weltwärts-Programm zum Jahresende eingestellt wird?“ Matthias grinste breit. „Weltwärts“ ist ein Programm des Entwicklungshilfeministeriums, das ähnlich dem amerikanischen Friedenscorps jungen Erwachsenen die Chance geben sollte, ihren Horizont zu erweitern und etwas Gutes tun zu können. Warum die GIZ jetzt keine Volunteers mehr entsendet? Weil es eben doch häufig so sei, dass die Freiwilligen nur schwer eingesetzt werden können. Viele sind unerfahren und wenig speziell ausgebildet, erklärte Matthias, der bei der GIZ arbeitet. Außerdem seien in den vergangenen Jahren sehr viele lokale NGOs entstanden, bei denen zumindest der Verdacht nahe liegt, dass es ihnen nur um das Geld aus den Entwicklungstöpfen gehe. Und die „Volunteers“ säßen dann ohne Betreuung und Aufgabe, manchmal mittellos in schlechten Unterkünften. „Aber“, sagt Matthias, „für die Freiwilligen kann ein Aufenthalt in einem Entwicklungsland wichtig und gut sein, wenn sie ordentlich vorbereitet werden. Es weitet den Horizont, verändert den Blick auf das eigene Leben zu Hause und Manche entdecken ganz neue Seiten an sich.“ Deshalb würden er und viele Kollegen das Weltwärts-Programm nicht einstellen, sondern statt dem Entwicklungshilfeministerium dem Bildungsressort unterordnen. Dann aber als Jugend-Kultur-Austauschprogramm.