Karaoke to go

Grazil und anmutig tanzen vier Laotinnen in traditionellem Sin im Park. Sie haben ihre Haare alle zum gleichen Dutt hochgesteckt und bewegen sich absolut synchron. Sie tanzen tatsächlich so, wie man das aus asiatischen Werbevideos kennt: Tippelschritte, Arme und Finger schweben vor dem Gesicht hin und her, Dauerlächeln. Dazu scheppert Musik aus einem tragbaren Ghettoblaster. Ein junger Mann in Jeans und Karohemd steht dahinter und schmachtet den Liedtext in eine kleine Video-Kamera.

In einer der wenigen Grünanlagen Vientianes läuft ein wichtiger Dreh für ein Karaoke-Video. Wenn der karierte Held fertig ist, wechselt die Besetzung. Eine bildschöne Laotin betritt die Kulisse, ebenfalls von vier quasi geklonten Tänzerinnen flankiert. Das traditionelle Kostüm ist viel zu groß für die schmale Gestalt. Eine Maskenbildnerin muss das Oberteil hinten mit Stecknadeln deutlich enger stecken. Da kann die junge Künstlerin noch richtig hineinwachsen – ebenso wie in ihre Karriere.

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Laotisches Liebesleben

Phoun und Maicy stehen unter einem Blumenbogen, ein Plakat mit ihren Namen flattert im Wind. Sie lächeln schüchtern. Manchmal schaut Maicy Phoun von der Seite an, aber der guckt unfokussiert starr geradeaus, oder alternativ auf seine Schuhspitzen. Der schönste Tag im Leben sieht anders aus, sollte man meinen. Aber heute ist Phoun und Maicys Hochzeitstag.

Phoun ist 26 Jahre alt, seine Braut 25. Die Familien sind erleichtert. Für eine Eheschließung in Laos sind die beiden schon ziemlich alt. Am glücklichsten von allen strahlt der Brautvater in rotem Hemd und schwarzer Stoffhose. Er muss zwar das ganze Fest bezahlen und es kostet ihn ein Vermögen. Dafür hat er seine Tochter endlich an den Mann gebracht. Immerhin haben sich Phoun und Maicy selbst für einander entschieden.

Das war vor allem in den ländlichen Regionen von Laos nicht immer so.

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Der buddhistische Blick auf die Wasserkraft

Outh David Phabmixay sitzt auf der Terrasse seiner Eco-Lodge etwa 80 Kilometer nördlich von Vientiane am Nam Lik Fluss. Er trägt Freizeitlook: weites Hawaii-Hemd statt Anzug, schließlich ist Wochenende und er zum Entspannen hier. Endlich. Denn der Weg zur Lodge ist alles andere als entspannt: 2 Stunden mit dem Pickup über die Nationalstraße 13, die asiatische Panamericana. Dann querfeldein über einen holperigen Feldweg und schließlich noch mal 15 Minuten mit dem Roller auf einem schmalen Sandpfad. Die letzten Meter sind nur zu Fuß zurückzulegen – hinein in den Dschungel.

Dort hat Outh David Phabmixay sein Glück gefunden und seine innere Ruhe „schließlich bin ich Buddhist“ lacht er und blickt ins Grüne und auf den Fluss. Das ganze Gelände gehört ihm. 86 Hektar Dschungel, vor 4 Jahren gekauft, samt Feldwegen Flora, Fauna und einem eigenen See. Outh David Phabmixay bezeichnet sich selbst als Naturalisten. Die Übersetzung Umweltaktivist würde es wohl besser treffen. Und das macht in ihn Laos zu einer raren Spezies.

Lange schlummerte das Land hinter dem Bambus-Vorhang ohne größere Umwelteinflüsse.

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Beten für Anfänger

Das Einsteigerset für den Tempelbesuch umfasst 12 dünne lange Kerzen in gelb oder weiß, Räucherstäbchen, meist schon im Bündel und Blumen oder Blumengestecke – alles schön auf einem Tablett angerichtet. Alles ohne Festpreis sondern auf Spendenbasis an den Ständen am Eingang zum Vat zu bekommen. Fortgeschrittene bringen Bananen oder Kokosnüsse.

Aber so weit bin ich noch nicht, als ich mich in die Warteschlange einreihe, zwischen Frauen aus allen Gesellschaftsschichten: Dünne, dicke, junge, alte, überschminkte und runzelige, im traditionellen Sin auf hohen Hacken oder im ausgeleierten T-Shirt, in Schuluniformen. Und vor allem schwangere. Sie alle stehen vor dem Vat Simuang Schlange, um zu beten.

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Zu Besuch im Buddha Park

24 Kilometer südöstlich von Vientiane am Mekong liegt die wohl schrägste Sehenswürdigkeit des Landes: Xieng Khouan – der Buddha Park. Der Ausflug dorthin ist eine Tagesreise mit Erlebnis-Charakter. Knapp eine Stunde dauert die holprige Fahrt in einem überfüllten Kleinbus vom Busbahnhof aus. Die Anschlagstafeln sind so verblichen, dass sie ohnehin keiner mehr lesen kann. Dafür fahren die Busse so lange es hell ist sehr zuverlässig im 20 Minuten-Takt.

Und trotz der engen Taktung sind die Gefährte immer voll. Regulär gibt es in solch einem Bus 20 Sitzplätze plus Fahrer. Machbar sind aber auch drei statt zwei Personen pro Sitzreihe. Vorausgesetzt man hat keine europäischen Hüften und lange Beine…. Außerdem locker 10 Stehplätze und Stauraum für alles Mögliche inklusive noch lebender Tiere. Berührungsängste sind ohnehin was für Farang, Ausländer, da darf man nicht zimperlich sein.

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Gestörtes Gleichgewicht

30 Ausländer umrunden im Zeitlupentempo im Storchengang einen Tempel in Vientiane. Eigentlich braucht man sich nicht wundern, wenn die Laoten die Farang komisch beäugen, sie hin und wieder fotografieren, ihre Haare anfassen wollen und oft lachend den Kopf schütteln. Wahrscheinlich halten sie uns alle für Aliens – vom anderen Ende des Universums. Dabei ist das, was die Aliens da tun Völkerverständigung par excellence! Eine Vipassana-Meditation aus dem buddhistischen Kulturkreis und kein alter Opferritus.

Einmal in der Woche lädt das Kloster Sokpaluang zur Vipassana-Mediation. Eineinhalb Stunden mit anschließender Fragerunde. Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken bedeutet so viel wie „die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind“. Ursprünglich kommt das ganze aus Indien und dient als universelles Heilmittel gegen universelle Krankheiten. Der Leiter des Klosters schwört darauf und für seine Mitmönche ist die tägliche Meditation deshalb Pflicht. Wenn die Zeit reif ist, schlägt ein Mönch den Gong. Oder in diesem Fall besser eine alte Flugabwehrrakete. Kreatives Ressourcen-Management.

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Ein neuer Stern am Thai-Promi-Himmel

Golden glitzert der That Luang in der Sonne. Weithin sichtbar ragt eine der wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten der Welt auf. Eine architektonische Mischung aus Obelisk, Stufenpyramide und buddhistischem Tempel. Der oberste buddhistische Führer des Landes wohnt im benachbarten Wat.

Einmal im Leben sollte man als Buddhist hier gewesen sein, bekomme ich erklärt. Und daran halten sich offenbar auch alle. Genau wie jeder Mann einmal im Leben als Mönch im Kloster gewesen sein soll, wenn seine Eltern sterben oder alternativ bevor er heiratet. 9 Tage sollten es mindestens sein. Meine Umfrage unter Laoten hat ergeben, dass nicht alle diese Zeitspanne schaffen. Dafür bleiben aber auch viele länger, wie Seang und sein Freund, die die Lehren Buddhas jetzt schon seit 4 Jahren studieren.

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Entspannung ist, wenn der Schmerz nachlässt

Zu Besuch in einer laotischen Sauna mit Massage

Dicke Dampfschwaden steigen auf. Mitten in einem der ärmeren Viertel der Stadt, in der Nähe eines Klosters. Keine befestigten Wege, nur Sand und Staub, keine gemauerten oder betonierten Häuser, statt dessen die typischen Holzpfahlbauten, abenteuerlich zusammengezimmert. Drumherum Bäume, Bananen, exotische Pflanzen, streunende Hunde und Katzen und Müll.

Dort liegt Noys laotische Kräuter-Dampfsauna. Ohne Hilfe unauffindbar. Noy ist offenbar eine Institution in Vientiane. Eine Adresse, die als Geheimtipp weitergegeben wird. An sieben Tagen in der Woche empfängt sie die Kundschaft zum Schwitzen. Um sie herum wuseln ihre „Mitarbeiter“ – heizen ein, kochen unermüdlich neuen Tee und massieren die Gäste. Fast allesamt Cousins und Cousinen von Noy – Es ist ein Familienunternehmen. Aber ganz klar „I am the boss!“ lacht Noy über das ganze Gesicht.

Schon von weitem ruft sie einem aus dem ersten Stock des Pfahlbaus ein fröhliches Sabai Dee zu. „You come for sauna and massage?“

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Unterwegs in Vientiane – meine neue Heimat

Etwa 400.000 Einwohner leben im Einzugsgebiet der laotischen Hauptstadt Vientiane am Mekong. Verglichen mit den großen Metropolen der Welt ist Vientiane also eine ruhige Kleinstadt. Aber genau das macht den gemütlichen Reiz der Hauptstadt aus. Zwar geht es hier auch mal laut und trubelig zu, aber niemand ist gestresst oder in Hektik. Lao PDR – ist die offizielle Bezeichnung des kommunistischen Staates. Böse Zungen behaupten, die Abkürzung stehe für „Please Don´t Rush“ – bloß keine Eile.

Die Stadt ist eine skurrile Mischung aus schicken Neubauten, Bruchbuden, improvisierten Baustellen und Müllkippen und alle paar hundert Meter steht dann mitten in diesem wuselnden Chaos ein Wat, also ein buddhistischer Tempel, in dessen Schatten dutzende orange gewandete Mönche sitzen.

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Mae Nam Khong – die Mutter aller Flüsse

Das soll der Mekong sein!? Die Mutter aller Flüsse, von den Laoten liebevoll Mae Nam Khong genannt, der drittlängste Strom Asiens mit fast 5000 Kilometern Länge. Ich bin enttäuscht! So viel Trubel und Mythos um einen Fluss – und dann das:

Vor mir liegen vor allem eine Menge Staub, zu einer Art Sandbank aufgehäuft, und ein dünnes, braunes Rinnsal das träge dahinfließt. So langsam, dass es mit bloßem Auge fast nicht erkennbar ist. Der Fluss hat es nicht eilig. Die meisten Laoten auch nicht.

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