Ein Stückchen Europa in Afrika

Ich will mir ein Bild machen von diesem Stück Europa auf afrikanischem Boden, dieser Stadt, auf die immer noch so viele Marokkaner ihre Hoffnungen setzen – trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen. Ceuta, 22 qkm Fläche, 76.000 Einwohner und 8 km Grenzlinie. Es gibt zwei Grenzstationen, eine im Westen für die Bewohner des hinter der Grenze gelegenen Dorfes, und die Hauptgrenzstation im Süden. Man hat uns gesagt, montags sei besonders viel los, weil dann die europäische Arbeitswoche wieder beginnt. Weiterlesen

„Solange es hier Schiffe gibt, versuche ich es“

Samstagabend herrscht im alten Hafen von Tanger Hochbetrieb, weil dann die meisten Fähren nach Europa abfahren und viele Jugendliche ihr Glück versuchen, das heißt: illegal überzusetzen. Dann kommt es manchmal zu regelrechten Jagdszenen zwischen den jungen Leuten und der Polizei. So hat es mir der Sozialarbeiter Simo erzählt. Um das mit eigenen Augen zu beobachten, habe ich mir für diesen Samstagabend vier marokkanische Begleiter gesucht. Weiterlesen

„Ich will ein neues Haus für meine Mutter kaufen“

Yasser stammt aus dem Xsar-Gebirge, seine Mutter und seine drei jüngeren Geschwister leben in Tanger. Warum er nicht bei ihnen wohnt, frage ich ihn. Er lächelt verschämt: „Ich habe einen Schlüssel von zu Hause.“ Aber es ist ihm peinlich, zurückzukehren, hungrig, schmutzig und ohne einen Dirham. Yasser ist nur ein Jahr zur Schule gegangen, „dann habe ich lieber mit meinen Freunden Fußball gespielt und rumgehangen“. Eines Tages bot ihm jemand Klebstoff zum Schnüffeln an, er gewöhnte sich daran und wohnt seitdem auf der Straße. Weiterlesen

Ein kritischer Royalist wider Willen

Irgendwann hat der Zug den falschen Abzweig genommen, hat das falsche Idealbild von Tanger sich durchgesetzt, meint Mohammed Mrini: „Viele sehen die Stadt heute so: In Tanger verdienen wir einen Haufen Geld, das wir im Casino ausgeben, tagsüber spielen wir Golf – das ist eine ungute Entwicklung, von der die Stadt nichts hat.“ Seiner Meinung nach müsste man mehr auf Kulturtourismus setzen und mehr aus dem internationalen Flair Tangers und der Tatsache machen, dass man von Spanien aus in Nullkommanichts in Afrika ist und einfach mal so den Kontinent wechseln kann. Weiterlesen

Weltfrauentag in Tanger

Der Weltfrauentag am 8. März ist in Marokko, anders als bei uns, ein wichtiger Tag, an dem man viele Männer mit Blumensträußen sieht. Und da Frauen an diesem Tag eine besondere Aufmerksamkeit gilt, fand ich mich plötzlich in einer marokkanischen Wochenzeitung wieder…

Überall ist es besser als in Marokko

Die Jugendlichen kommen aus dem ganzen Land und haben nicht Tanger zum Ziel, sondern Europa. Sie wollen weg, und wenn es sie das Leben kostet. Einige sagen, sie wollen in Spanien endlich irgendeinen Job finden, den es in Marokko für sie nicht gibt. Dass die Arbeitslosigkeit in Andalusien bei 30 Prozent liegt und sie dort allenfalls Hungerlöhne erwarten, wollen sie nicht hören. Überall muss es besser sein als in Marokko. Ein ruhiger, schweigsamer und nachdenklicher Junge sagt, er wolle in Spanien endlich zur Schule gehen. Weiterlesen

Ksar es Seghir: vom Fischer- zum Transitort

Eine Stunde lang schnauft der Bus die Küstenstraße entlang von Tanger nach Ksar es Seghir – obwohl es seit kurzem eine neue Autobahn auf der Strecke gibt. Aber die kostet Mautgebühren, und außerdem führt sie so weit außerhalb an Tanger vorbei, dass es schon wieder ein Umweg ist. Wobei in Tanger alle froh sind, dass sich die vielen LKW’s nun außerhalb der Stadt vorbeischieben.

Ksar es Seghir ist ein Fischerort circa 30 Kilometer östlich des marokkanischen Tanger. Eigentlich gibt es hier nicht viel Besonderes, außer der einzigen ringförmigen Siedlungsanlage in Nordafrika, aus der Zeit der Meriniden (daher auch der Name des Städtchens, der „kleine Burg“ bedeutet). Die Ringsiedlung liegt recht malerisch in der schönen Bucht, ist allerdings mit Stacheldraht eingezäunt und von angeschwemmten Müllbergen eingekreist. Das Bewusstsein für kulturelles Erbe ist hier offenbar (noch) nicht sehr groß.

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Neue Golf-Region in Marokko

Wir sind nicht hier, um die Aussicht auf den heute überraschend ruhigen Atlantik zu genießen, Perlenketten zu kaufen oder uns auf einem Kamel am Strand entlang schaukeln zu lassen. Wir sind hier, weil es südlich vom Cap Spartel auch im Wortsinne Bahnbrechendes zu beobachten gibt: Die 45 Kilometer Atlantikstrand bis in die nächste Stadt Asilah werden nach und nach touristisch erschlossen. Das gleiche geschieht im Tangers Osten, um das Cap Malabata herum. Doch die dort entstehenden Hotels und Hotelanlagen muten fast niedlich an im Vergleich mit der Westküste – hier wird ein ganzer Landstrich umgepflügt, König Mohammed VI. persönlich hat Tanger zum neuen touristischen Zentrum Marokkos ausgerufen – nicht zuletzt für ihn selbst, der gleich mehrere Paläste am Cap Spartel besitzt. Und sein Ruf scheint Gehör gefunden zu haben: An den Küsten sind die Pinien- und Eukalyptuswälder abgeholzt und durch einen Wald von Kränen ersetzt worden. Weiterlesen