“Jugend im Krieg? Wir kannten das Land gar nicht anders!” – Portraits. 1. Shiranka: „Ich wollte zur Armee!“

Sie sind heute zwischen 20 und 30 Jahre alt. Und sie können es immer noch kaum fassen: der Krieg ist vorbei. Immer schwingt ein bisschen Stolz mit wenn sie Fremden das erzählen – sie sind stolz darauf endlich ein normales Leben führen zu können, endlich eine Perspektive im eigenen Land zu haben. Und wenn man sie nach ihrer Jugend fragt, ihrer Kindheit? Schulterzucken. „Always conflict Madame. Always fights, it was on the news everyday. But what can you do?“ Der Krieg gehörte einfach zum Alltag. Die Leute redeten darüber, jeder hat jemand in der Familie, der umgekommen ist. „But we are happy now“, soll heissen: Wir sehen das Kriegsende 2009 als Riesenchance was aus unserem Leben zu machen – ohne Angst und Unsicherheit.

 

Doch was heisst das genau? Hier ein paar stories.

 

Shiranka, 27, Hotelboy: “Ich wollte zur Armee und kämpfen”

Shiranka Una 27

 

„I wanted to fight, I wanted to defend my country against the Tamil Tigers“, erzählt Shiranka mit einem breiten Lächeln. Shiranka lächelt eigentlich immer – dabei hat er einiges durchgemacht. Er hatte gerade die Highschool geschafft, war 18, als er seinen Eltern verkündete: „I join the army“. Kämpfen, auf der Seite der „Guten“ natürlich, auf der Seite der staatlichen Armee. Er war fit, trainiert, kräftig. Beste Vorraussetzungen also. „But my Mum said no.“ Seine Mutter hat ihm seinen Traum zu nichte gemacht. “

 

 

„Today I understand her. She only has two kids, me and my brother. And my cousin was a soldier, he got killed in the Tamil-conflict. So she didn’t want to lose me, too.“ Und so what happened? Shiranka zwinkert: „I worked in hotels. But I didn’t go to the hotel school. Too expensive. I learned on the job.” Verdient habe er solala, auf keinen Fall so viel wie wenn er studiert hätte, also auf keinen Fall 150-300 Euro im Monat. Das verdient er auch heute noch nicht – „not possible without university-degree.“  Aber er wollt nicht studieren gehen, lieber direkt Geld verdienen.

 

Jobopportunities en masse in Ex-Kriegsgebieten

 

Dann überlegt er kurz und meint: Doch, im Tourismus könne man schon ziemlich gutes Geld machen. Vorallem seit Kriegsende. Denn der Staat hat einzelne Regionen zu „tourism-development-areas“ ausgerufen. Also Regionen, wo ganz schnell jede Menge Touristen hingelockt werden sollen. Im Osten des Landes zum Beispiel, und im Norden. Eben in den Regionen, wo bisher immer Krieg war, Jaffna, Arugam Bay, Batticaloa, Trincomalee etc.“ In Zeitungen und im Internet sind ständig Jobangebote für diese Regionen, die meisten im Tourismus. Viele seiner Freunde seien schon dort hingegangen. In den ehemaligen Kriegsgebieten wird momentan auch gebaut wie verrückt. Und zwar meistens Nobelschuppen, 5-Sterne. „My cousin works in Arugam Bay at the East coast now, in one of the new luxury resorts. He earns quite good money.“ Er denkt nach, grinst und meint dann: „Ok, but my cousin went to the hotel school before and has worked a few years in Dubai.“

 

Ausbildungsangebote ebenfalls en masse

 

Ob ihn das nicht auch reizen würde? Schliesslich poppen hier ständig neue Schulen auf, große Hotels bieten sogar eine 6-Monatsausbildung umsonst an. „No Madame, not interested.“ Schule sei nichts mehr für ihn. Und außerdem: “My Cousin has to clean 10!!! rooms per day. This work is too hard for me. I’d rather stay here where it’s more relaxed.” Nach ein paar Sekunden verschwindet sein Dauerlächeln und er wird ernst und meint: “And I have to take care of my parents, they are both sick. My brother has a good job in Colombo where he lives. So it’s up to me to look after my parents .“

Hier geht´s weiter: http://bit.ly/shiranka2

Jugend im Krieg 2: Dulan „Endlich Reisen – und zwar im ganzen Land!“       : http://bit.ly/dulan

Jugend im Krieg 3: Ugitha „Ehemaliges Kriegsgebiet? Great business!“ : http://bit.ly/ugitha

Jugend im Krieg 4: Caim und sein Dorf: vom Tamilencamp zum Party-Surfspot : http://bit.ly/caimsurf

Jugend im Krieg 5: Kasun spricht Klartext: „Präsident? Nur EINE gute Tat!“ : http://bit.ly/kasuntaxi