Jakarta

Die schwüle Luft und die Hitze erschlagen mich jedes Mal. Ich kann noch so oft in den Tropen gewesen sein, der erste Tag fühlt sich immer an, als wäre ich in einem Schwimmbecken voll Kaugummi. Da hilft nur eine gute Mütze Schlaf.

Motorradtaxi durch Jakarta

Ganz ausgeruht habe ich mich – ganz standesgemäß mit dem Motorradtaxi – auf den Weg zu meinem ersten Interview mit Arif Zulkifli in Jakarta gemacht. Er ist der Chefredakteur des renommierten Tempo Magazins, vergleichbar mit dem deutschen Spiegel. Er hat einen sehr guten Überblick über gesellschaftliche und politische Dynamiken in Indonesien. Bereits letztes Jahr konnte ich ihn zu den Massenmorden von 1965 in Indonesien interviewen.

Seiner Meinung nach wird der Islam in Indonesien tatsächlich konservativer, allerdings ohne Gefahr zu laufen, sich islamistisch zu radikalisieren. Das Hauptproblem, das er sieht, ist, dass noch mehr Indonesier sich die Einführung der Scharia wünschen. Bisher gilt die Scharia zwar in mehreren Landkreisen, wird jedoch nur in Aceh streng angewendet. Dort werden immer wieder Menschen ausgepeitscht und Frauen bestraft, die zu enge oder zu transparente Kleidung tragen. Verkäufer sind sogar dazu angehalten, solche Kleidung nicht an Frauen zu verkaufen. Laut Arif Zulkifli ändert dies allerdings nichts daran, dass der Islam, wenn man ganz Indonesien betrachtet, moderat bleibt.

Ich merke, dass mir Interviews auf Indonesisch leider immer noch nicht leicht fallen. Es geht, aber es ist mühsam – vor allem, weil ich seit etwa einem Jahr nicht mehr Indonesisch gesprochen habe. Dafür heute umso mehr: am Abend habe ich mich nämlich noch mit indonesischen Freunden getroffen, die ich in der Indonesienredaktion der Deutschen Welle in Bonn kennen gelernt habe.

Morgen bereite ich weitere Interviews in Jakarta und Aceh vor und treffe mich mit einem Freund einer Freundin, der zum Konflikt zwischen Muslimen und Christen auf den Molukken promoviert hat – auch ein Thema meiner Recherchereise.