Die Kopenhagenisierung von Buenos Aires

Südamerikanische Metropolen gelten nicht als besonders fahrradfreundlich – das gilt auch für Buenos Aires. Aber langsam ändert sich etwas.

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Zur Rushhour ist Buenos Aires ein Wahnsinn. Überall Stau, Dauergehupe, wilde Spurwechsel-Manöver. Abgase brennen in den Atemwegen. Eine Busfahrt von normalerweise einer halben Stunde dauert gerne drei Mal so lang.

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Ich mach‘ da nicht mit. Ich habe mir ein Fahrrad gekauft: gebraucht, sieben Gänge und natürlich mit Ansteck-Licht, auch wenn das hier nicht Pflicht ist. Am Anfang habe ich gedacht, dass mich die Leute bestimmt komisch angucken, la alemana terca, die nicht checkt, dass sie ihre europäische Lebensweise nicht einfach auf südamerikanische Straßen übertragen kann.

Dem ist aber nicht so. Mein Mitbewohner fährt Fahrrad, seine Freundin auch, einige aus deren Freundeskreis. (Viele von ihnen sind allerdings auch Vegetarier, es handelt sich also definitiv nicht um einen Querschnitt der argentinischen Bevölkerung). Einige haben sogar Rennräder. Und sie haben mir ein paar wichtige Tipps gegeben.

Der Wichtigste ist: Kenne die Radwege! Dabei hilft zum Beispiel die App „BA Cómo Llego“ oder eine Seite der Stadt Buenos Aires. Denn in den letzten sieben Jahren hat die Stadtverwaltung merklich in den Ausbau von Radwegen investiert. Fast 180 Kilometer sind es inzwischen laut offiziellen Angaben. Die Radwege sind nicht immer in gutem Zustand, manchmal zugeparkt, voll gestellt oder eine Spur extrem abschüssig – aber hey, es ist ein Anfang!

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In einem Ranking einer Stadtberatungsfirma aus Kopenhagen ist Buenos Aires wegen des rasanten Ausbaus sogar auf Platz 14 der fahrradfreundlichsten Städte weltweit gerutscht.

Trotzdem ist ein anderer wichtiger Tipp: Kenne die Risiken! Autofahrer in Buenos Aires sind an Fahrradfahrer immer noch nicht gewöhnt. Sie biegen spontan ab, brettern nachts über Kreuzungen und öffnen, ohne zu gucken, ihre Türen. Versonnen im Blümchenkleid zur Arbeit radeln und ab und zu einem Gemüsemann zuwinken, ist nicht. Fahrradfahren in Buenos Aires ist tagsüber echt stressig. Nachts empfiehlt es sich außerdem auf den großen Avenidas zu fahren, wo dann weniger los ist, weil die Radwege dann manchmal ganz schön düster und einsam sind.

Wer es trotzdem wagen will, muss sich nicht unbedingt ein Rad kaufen. Es gibt in der ganzen Stadt verteilt Leihstationen. Man muss sich anmelden, die Ausleihe ist aber kostenlos.