Edgar Cardenas ist selbststaendiger Oekonom und Wirtschaftsberater, hat frueher selbst fuer die Zentralbank gearbeitet und steckt sehr tief drin in den Komplikationen, die das Oel fuer dieses Land bedeutet. Eine seine Erklaerungen lautet so: Normalerweise muessen Staaten, damit sie ihre Ausgaben finanzieren koennen, Steuern einnehmen und diese vor dem Parlament rechtfertigen.
Das ist hier aber nicht noetig, da so viel Geld ohne jegliche Anstrengung der Regierung oder der Arbeitsbevoelkerung ins Land fliesst. Bis 1920 war die Volkswirschaft von Landwirtschaft gepraegt. Doch heute kommen mehr als 90 Prozent der Einnahmen des Landes aus der Oelindustrie, die Abhaengigkeit wird nicht geringer. Denn niemand hat ein Interesse daran, die Abhaengigkeit zu reduzieren, so lange das Oel noch fliesst. Was danach passiert, weiss keiner so genau.
Weil aus dem Ausland kostant massenweise Devisen ins Land fliessen, die aber keinen Gegenwert in der Wirtschaft finden, ja sogar das inlaendische Warenangebot noch schrumpft, weil die Importe so billig sind, hat das Land eine der hoechsten Inflationsraten der Welt. 30 Prozent waren es im letzten Jahr, auch dieses Jahr werden es mindestens 25 Prozent sein. Das Leben wird fuer die Menschen teurer, das wenige Geld, das sie haben, versuchen sie illegal in fremde, stabilere Waehrungen zu tauschen und ausser Landes zu bringen. Ein Teufelskreis.
Auf der anderen Seite des Maracaibo-Sees wurden im vergangenen Jahr 77 Oelunternehmen verstaatlicht, die nun auch zur PdVSA gehoeren. Was das fuer die verstaatlichten Unternehmer heisst, werde ich das naechste Mal erzaehlen, einer von ihnen hat das sehr eindruecklich geschildert.