Regen, Hoffnungslosigkeit und der beste Jasmintee

Das typische Geräusch in Dalat ist ein Niesen. „Hatschi“ – Das höre ich an jeder Straßenecke. Die 200.000-Einwohnerstadt ist im zentralen Hochland von Vietnam gelegen. Kurvige Bergstraßen gesäumt von Bäumen führen nach Dalat. Sie wird auch „Blumen-Stadt“ genannt, weil in der Umgebung viele Rosen angebaut werden. Meistens in riesigen Gewächshäusern, die die Niederländer nach Vietnam brachten, wie mir Einheimische erzählen. Die Region hatte bisher nur zwei Jahreszeiten: Die Regen- und die Trockenzeit. Doch besonders in diesem Jahr regnet es in der bergigen Region mehr. Dazwischen sind kurze sehr heiße Wochen.

Morgendliche Erkundungstour des Marktes

Ich komme am Sonntag um 6 Uhr morgens in Dalat an, weil ich den Nachtbus von Can Tho im Mekongdelta genommen habe. Meine erste Erkundungstour führt mich auf den Markt. Die Marktfrauen bieten zwar auch meine neue Lieblingsfrucht Rambutan aus dem Mekongdelta an, aber haben auch viel Gemüse und Obst im Angebot, das ich aus Deutschland kenne wie Tomaten, Karotten, Birnen und Weintrauben. Das Klima in Dalat ähnelt dem in Westeuropa.

Dinh Hong Phuc leitet das Caritas Büro in Dalat. „Meine Mitarbeiter haben immer öfter eine Erkältung“, sagt sie. Wegen des ständigen Regens könnten sie sich kaum erholen. Mit Caritas Dalat fahre ich am nächsten Tag ich zu einem ihrer Projekte in Dungknu nördlich von Dalat. Über eine Stunde fahren wir vorbei an einem großen Stausee, einem Damm über die kurvigen Straßen. Es regnet und der Nebel erhebt sich nur langsam an diesem Morgen aus den Tälern. Ein kleiner Bach ist zu einem reißenden Strom geworden aus. Das Wasser ist orange von der roten Erde. Ein Baum hängt halb auf der Straße. Die Erde am Abhang scheint abgerutscht zu sein.

Rote Bohnen statt Reis

Wir kommen in dem kleinen Dorf an. Die Männer stehen dicht gedrängt an die Hauswand, um sich vor dem Regen zu schützen. Ihre Gesichter sehen hoffnungslos aus. Im strömenden Regen gehen wir in die Hütte von Croan. Sie erzählt, dass ihre Reisernte seit 2013 immer kleiner geworden ist. Sie könne sich nicht mehr aufs Wetter verlassen. « Außerdem hat die Regierung viele Bäume gefällt, um eine Straße ins Dorf zu bauen », erzhält die 26-Jährige. Deshalb komme es nun öfters zu Überflutungen.

Stolz holt Croan eine Hand voll roter Bohnen aus dem Holzschrank. « Ich habe nun begonnen, rote Bohnen anzubauen », sagt sie. Den Kidneybohnen mache es nichts aus, wenn sich das Wetter ändere. In diesem Jahr erntete sie bereits 80 Kilogramm. Und sie baut etwas Jasmintee an. Die Blätter trocknet sie selbst. Ich durfte kosten und es ist einer der besten Tees, die ich jemals getrunken habe.

Croan lacht als sie mit ihrem zehnmonatigen Sohn Zem auf den Knien spielt. « Ich bin glücklich hier und könnte mir nicht vorstellen, unser Dorf zu verlassen », sagt sie. Draußen regnet es weiter.