Knapp 24 Stunden nach meiner Landung in Mumbai hält meine Riksha schon wieder am Flughafen. Dieses Mal allerdings vor Terminal 1b für domestic flights. Ich treffe Mohit Bahuguna , Assiociate Vice President Business Procurement, von der Bajaj Allianz. Wir wollen zusammen nach Chandigarh fliegen, eine Stadt im Nordwesten Indiens, kurz vorm Himalaya, im pakistanischen Grenzstaat Punjab.
Chandigarh, die geplante Stadt. In Ermangelung einer Hauptstadt für Punjab und Huryana (Lahore lag plötzlich jenseits der Grenze), wurde Chandigarh 1946 auf dem Reisbrett entworfen, von Europäern. Sie ist die geordnetste Stadt Indiens – und geht damit vollkommen am Nationalcharakter vorbei. Aber schön grün ist sie und der Verkehr wirkt zumindest in meinen Augen ein bisschen geordneter.
Schon bei meiner Ankunft in Mumbai, am Gepäckband, war mir aufgefallen, wie vollkommen schandfrei Inder nach Vorne drängen. Immer direkt dran, keine Zurückhaltung, der Stärkste siegt. So drängelt sich mein neuer Freund Mohit Bahuguna denn auch vollkommen indisch direkt zum Businessclass-Schalter vor, obwohl ich Holzklasse gebucht hatte. Mit seiner Hilfe habe ich in Nullkommanix mein Ticket und bin durch den – natürlich für Frauen und Männer getrennten – Securitycheck durch.
Im Flugzeug falle ich als einzige Weiße doch auf und finde schnell nette Gesprächspartner. Alles ist gut. Bis plötzlich die Durchsage ertönt: „Wir haben ein technisches Problem. Im Moment operiert das Flugzeug standardgemäß, aber wir kehren um und lassen das in Mumbai überprüfen.“ Überraschenderweise blieb ich ruhig – eine neue Eigenschaft meinerseits hier in Indien.
Letztlich landen wir um 10 vor 11 zurück in Mumbai (eigentlich Ankunft in Chandigarh) und werden von einer Kompanie aus Feuerwehrfahrzeugen begrüßt. Erst jetzt packt der Pilot aus und teilt uns mit, dass wir tatsächlich zwei Feuerwarnungen hatten und das Flugzeug jetzt durchgecheckt wird.
Mein stürmischer Freund Mohit hat unsere Boardingpässe klar gemacht und wir warten. Und warten. Irgendwann werden wir dann in unser altes Flugzeug zurückgebracht, wo der Pilot uns informiert, dass die Warnung am Morgen ein falscher Alarm gewesen sei.
Chandigarh soll eigentlich nur unser Hub sein, von wo aus wir aufs Land reisen, um uns den Vertrieb von Mikroversicherungen der Allianz (hier nur bekannt als Bajaj) mit Hilfe von Milchproduktionsgenossenschaften anzuschauen. Unserem Zeitplan sind wir bei Ankunft in Chandigarh 5 Stunden hinterher, aber wir wollen trotzdem noch zum Dorf fahren.
Dann lerne ich meinen Kollegen, Andrzej Rybak, von der FTD kennen; er will auch mehr über Mikroversicherungen erfahren. Gegen 17 Uhr machen wir uns auf dem Weg. Aus den 2,5 Stunden Fahrtzeit im Zeitplan sind plötzlich offiziell 1,5 Stunden geworden, sodass wir trotz Verspätung noch rechtzeitig zur Milchübergabe im Dorf ankommen sollten.