So wie die einzelne Familie gut beraten ist, die Finca nicht nur auf ein Produkt auszurichten, so glaube ich, ist auch Nicaragua gut beraten viele verschiedene Ideen zu entwickeln. Immer wieder haben mir die Menschen in Nicaragua von dem Potenzial vorgeschwärmt, dass es in der nachhaltigen Holzproduktion gibt, ich habe spannende Ökotourismus-Projekte besucht, aber eine Idee fand ich besonders spannend: ätherische Öle aus dem Urwald.
Essenzen in alten Rumflaschen
In alten Rum- und Pepsiflaschen lagern die Essenzen. Mitten im Raum steht ein einzelner alter Kleiderschrank, gefüllt mit rund 50 Flaschen: Ätherische Öle, die aus den Pfefferpflanzen gewonnen wurden, die in der Gegend wachsen und jetzt von 40 Kleinbauern angebaut werden. Auch mit anderen Pflanzen wie Rote-Beete-Wurzeln haben sie schon experimentiert. „Wir versuchen die natürlichen Ressourcen der Region zu nutzen“, sagt der Leiter der Kooperative, Eloy Soza.
Die goldenen, dickflüssigen Öle entfalten sofort einen milden Duft, wenn die Flaschen geöffnet werden. Solche Essenzen werden in der Herstellung von Putzmitteln und Seife gebraucht – und für feine Parfums und Kosmetik. Auch für einige Medikamente wird das Öl verwendet. Bisher stellt noch niemand in Nicaragua solche Essenzen her.
Mit „Try and Error“ zur richtigen Einstellung der Destillieranlage
„Unser größtes Problem ist der Zugang zu der richtigen Technologie“, sagt Soza. Im Moment arbeiten sie nach dem Motto: Try and error. In der ansonsten fast leeren Lagerhalle der Kooperative steht die Destillieranlage: eine große Tonne mit Rohren und Druckanzeigern. Draußen steht eine Brennanlage die den Wasserdampf produziert.
Der Dampf wird durch die mit Blättern der Pfeffersträucher gefüllte Tonne gepresst. Dann geht er durch dünne Röhren, die Temperatur sinkt, das Öl setzt sich ab und kann vom Wasser wieder getrennt werden. Aus 80 Kilogramm Blättern, die in die Tonne passen, werden 200 Milliliter des ätherischen Öls – ein kleines Bierglas voll.
Noch nicht marktreif, noch nicht rentabel
Das Projekt ist zwar noch nicht marktreif. Vor allem an der Destilliertechnik muss noch geschraubt werden, damit sich das Verfahren lohnt. „Im Moment können wir vom Preis noch nicht konkurrieren mit importierten Produkten“, erläutert Soza: Mehr als 200 Euro kostet derzeit die Herstellung von einem Liter des Öls, doch der Marktpreis liegt nur bei rund 60 Euro pro Liter. Das meiste geht für den Dieseltreibstoff drauf, um den Brenner zu betreiben.
Die Qualität ist hervorragend, das hat Eloy Soza sich von Laboren und potenziellen Abnehmern bestätigen lassen. Eine französische Firma, die in Nicaragua produziert, ist interessiert an den Ölen – vor allem wenn die Kooperative ein Ökozertifikat hat: „Wir schätzen, dass wir Anfang kommenden Jahres richtig loslegen können.“