Geht ja gut los

Der Wachmann kommt mit strengem Blick auf mich zu. Ich stecke den Fotoapparat weg. Vermutlich hat man es nicht so gerne, wenn neugierige Besucher vorm Sitz des Premierministers herumlaufen und Fotos machen. Ich bin gestern in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, angekommen und das Gebäude liegt auf dem Weg meiner ersten Besichtigungs-Tour. Geht ja gut los.

 

„Sie können gerne reingehen und sich umschauen“, sagt der Wachmann und lächelt. So kann man sich täuschen, denke ich und lächle zurück.

 

Was folgt ist eine kleine Privatführung durch einen der Hauptsitze der namibischen Regierung – den Job des Guides übernimmt Wachmann Lloyd persönlich. Höhepunkt der Führung sind große Wandgemälde in der zweiten Etage des Gebäudes. Sie zeigen die Geschichte Namibias von der ersten Besetzung des Landes durch portugiesische und englische Seefahrer im 15. Jahrhundert bis heute.

 

Auch die Kriegsflagge des Deutschen Kaiserreiches hat ihren Platz auf den Gemälden – von 1885 bis 1914 war Namibia deutsche Kolonie und hieß Deutsch-Südwestafrika. Bis heute sind die Spuren dieser Zeit allgegenwärtig. Viele Straßen tragen deutsche Namen wie Garten- oder Bahnhofstraße, es gibt deutsche Bäckereien und Metzgereien. Und neben Englisch und Afrikaans ist Deutsch immer noch eine der am häufigsten gesprochenen Sprachen hier.

 

Der größte Teil der Wandgemälde zeigt aber die Zeit von 1960 bis 1990. „Das ist der wichtigste Abschnitt für uns. So lange haben wir gebraucht, um endlich unabhängig zu werden“, sagt Lloyd. Die Bilder lassen vermuten, dass es eine blutige Zeit war. Die People’s Liberation Army of Namibia (PLAN) kämpfte einen Guerillakrieg gegen die südafrikanische Besetzung (nach dem Ersten Weltkrieg setzten die Siegermächte Südafrika als Mandatsmacht ein), der als Namibischer Unabhängigkeitskrieg in die Geschichte einging. Am Ende stand die Befreiung Namibias, besiegelt durch den Unabhängigkeitstag am 21. März 1990.

 

Sitz des Premierministers

Sitz des Premierministers

Heutiger Regierungschef der Republik Namibia ist Premierminister Nahas Angula. „Er will, dass sich unser Land offen gegenüber Besuchern zeigt“, erklärt Lloyd. Das schließt auch seinen Hauptsitz mit ein, den man jederzeit ohne Voranmeldung besuchen darf. Und wenn man Glück hat, hat Lloyd gerade Dienst und bietet einem eine kleine Privatführung an.

 

In den kommenden Wochen werde ich diese Offenheit noch das eine oder andere Mal auf die Probe stellen. Ich will herausfinden, welche positiven und negativen Folgen es für Namibia hat, wenn das afrikanische Land versucht, zum zweitgrößten Uranerzförderer der Welt zu werden.