Sie tragen sie morgens, nachmittags, samstags und selbst am Sonntag: Schuluniformen. Morgens in der public school, nachmittags in den privaten Klassen – dem Zusatzunterricht – Nachhilfe sozusagen. Und am Wochenende? Nochmal zur Nachhilfe. Mathe, Naturwissenschaften, Englisch. Das sind die gefragtesten Nachhilfefächer. Und zwar nicht erst wenn es aufs Abi zugeht – die A-levels – nein. Ab der dritten Klasse.
Sie haben keine Wahl, die Kinder. Die Eltern zahlen, die Eltern machen Druck, die Eltern wollen ihre Kinder an eine gute Uni bringen. Education – das hat hier einen extrem hohen Stellenwert. Darauf ist man stolz, damit gibt man an. Dafür müssen die Kinder ein Teil ihrer Kindheit opfern – klingt extrem – ist aber auch extrem, „a desaster“, sagt Father Christie dazu. Mit seinem hochgeschlossenen weissen Gewand sitzt der katholische Pfarrer in seiner Stube und erzählt. Er gestikuliert eh sehr gerne, meist mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Aber wenn er über seine „evening classes“ in der offenen Halle nebenan spricht, dann werden seine Gesten noch zackiger und sein freundliches Grinsen verschwindet. „Yes, it’s brilliant that the kids come to our evening classes. But kid’s need to play too! And for that they have no time anymore!” Er streicht sich durch seine stylischen Vokuhila-Frisur und meint nachdenklich: “The problem is, that the highschool degree is so difficult that they have no choice than taking up additional classes in the afternoon. In their spare-time.”
„It’s a desaster“
Gleich wird auch sein überdachter Platz, eine Art offene Halle, nebenan wieder voll sein. Mit 50 Kindern und drei Nachhilfelehrern. Allerdings ist seine Nachhilfe umsonst. „Ususally the parents pay 500-1500 rp per month for only one subject“, meint er entrüstet. Das sind zwischen drei und 13 Euro. Aber wenn man nur rund 200 Euro im Monat verdient – ist das eine ganze Stange Geld. Und so schicken sie ihre Kinder gerne zur Don Bosco Schule bei Father Christie. Denn seine Nachhilfe ist umsonst. Und: Egal ob die Kinder Buddhisten, Hindus, Muslime oder Christen sind. Sie alle können kommen. „I just demand two things: Respect for other cultures and religions. And sticking to our rules.” Und die Regeln, erkärt er, das sind: Pünktlichkeit, Disziplin, eine ordentliche Frisur und keinen Bart. Und, meint er noch lächelnd, sie alle müssen Schuluniform tragen. Aber die ist ja auch umsonst.