Xriss Jor: Vom Castingshow-Finale zum Plattenvertrag

Auch Xriss' Hund lernt früh die richtige Pose

Auch Xriss‘ Hund lernt früh die richtige Pose

Ein kleiner drei Monate alter Hund kommt auf mich zu gesprungen. „Nein, nicht! Du hast doch ganz schmutzige Pfoten!“ ruft ihm eine junge Frau ihm nach, als wir uns in der Nähe ihrer Wohnung treffen. Auf den ersten Blick habe ich sie nicht erkannt, denn auf den Fotos im Internet ist sie professionell geschminkt und zurechtgemacht. Jetzt steht sie leger gekleidet vor mir und mit trendiger Brille. „Tagsüber trage ich keine Kontaktlinsen, damit mich auf der Straße nicht gleich jeder anspricht“, sagt Xriss Jor. In ihrem Pass ist ihr Vorname mit K am Anfang geschrieben, „aber ich wollte internationaler klingen.“ Die 27-Jährige war im Finale der arabischen Ausgabe von The Voice, einer Castingshow, die im gesamten arabischen Raum ausgestrahlt wird. Für Xriss war The Voice nicht die erste Castingshow: 2008 hatte ihr ihre Mutter zum Geburtstag einen Flug nach San Francisco geschenkt. Dort angekommen, erfuhr sie, dass sie am Casting von American Idol teilnehmen würde. Xriss blieb zwei Monate, schied aber in einer der Vorrunden aus. Bei The Voice schaffte sie es bis ins Finale.

Schönheits-OPs sind für Xriss kein Tabu

Xriss hat mich eingeladen, sie in ihrer Wohnung zu besuchen. Im Regal steht das Buch „Rot ist mein Name“ vom türkischen Schriftstellers Orhan Pamuk neben „The Fifty Shades Of Grey“. Auf dem Boden in ihrem Zimmer stapeln sich ihre Tagebücher. „Vor drei Tagen habe ich meine Lippen ein bisschen vergrößern lassen“, sagt Xriss, „damit sie mehr Kontur haben und nicht zu einem geraden Strich werden, wenn ich lache.“ Sie zeigt mir Fotos von vorher. Die Veränderung ist minimal, aber für Xriss ist sie wichtig. „Um wirklich zu sein, wer ich bin, muss ich mich in meiner Haut wohlfühlen“, sagt sie. „Wenn ich das nicht von Natur aus habe, ist es für mich kein Problem, das machen zu lassen. Aber ich würde kein Extrem wählen.“ Bei The Voice hat Xriss gelernt, wie wichtig Aussehen ist. „Einige Leute haben mich wegen meines kleinen Bäuchleins kritisiert. Aber ich dachte, es sei es sexy.“

Bereits mit fünf hat Xriss zusammen mit ihrer Schwester im Wohnzimmer gesungen. Im Publikum: ihre Eltern und ihre Oma. „Wir standen dann da in viel zu großen T-Shirts“, erinnert sie sich, „das war echt süß. Meine Mutter, meine Oma und mein Vater haben mich immer gebeten zu singen.“ Heute steht Xriss in langen Kleidern auf der Bühne. Bei der Dubai Music Week, dem Treffen der Musikindustrie in der arabischen Welt, Ende September trug sie ein rotes schulterfreies Kleid. „Ich sehe mich als eine Lady. Mit einem schicken Kleid und hohen Absätzen,“ sagt Xriss, „wenn du gut aussiehst, fühlst du dich gut, und du machst eine gute Performance.“ Bei der Dubai Music Week hat das geklappt: Mit ihrer markanten, dunklen Stimme überzeugte Xriss die Jury, in der internationale Stars wie Quincy Jones, Timbaland und Will.i.am von den Black Eyed Peas saßen. Insgesamt fünf arabische Sängerinnen und Sänger waren angetreten. Xriss holte den Hauptgewinn: einen Plattenvertrag bei bei Quincy Jones. Erst vor wenigen Tagen hat sie ihn unterzeichnet. In den nächsten Monaten wird sie an ihrem ersten eigenen Song arbeiten. Ein paar Zeilen hat sie dafür schon geschrieben. „Ich versuche, meinen Weg zu finden“, sagt Xriss, „Der Grund, warum ich noch unsicher bin, ist dass ich noch nie selbst geschrieben habe. Ich habe Angst, dass ich einfach nur nach Klischee klingen könnte.“ Bei ihren bisherigen Auftritten hat sie vor allem Songs von anderen gecovert. Etwas eigenes zu schaffen, ist für sie Neuland.

Dennoch, viel verändert habe sich durch The Voice und den Plattenvertrag nicht, meint Xriss. “Ich muss immer noch meine Rechnungen zahlen, genauso wie jeder andere. Ich arbeite auch noch, denn so verdiene ich mein tägliches Brot.“ Deshalb singt sie nach wie vor zweimal in der Woche in Bars und Clubs in Beirut. Mit ihrer ersten Single möchte sie sich Zeit lassen. „Ich möchte für meine Musik geliebt werden“, sagt Xriss, „nicht dafür, dass ich meinen Hintern und meine Titten im Fernsehen zeige.“

Links:
https://www.facebook.com/XrissJorofficial

Xriss Jor recently signed a contract with Quincy Jones

Xriss Jor recently signed a contract with Quincy Jones

Xriss Jor: From Casting Show Finals to a Label Contract

Her small three month old dog is jumping towards me. “Stop it! Your paws are dirty!“, Xriss shouts behind him as we meet close to her flat. I almost do not recognize her, since she looks different from the pictures, I had seen on the net. There she is made up, right now she is wearing casual clothes and trendy glasses. “During the day I don’t use contact lenses”, Xriss Jor says. On her passport her first name is written with a K, “but I wanted to sound more international.” Xriss is 27 and made it into the finals of The Voice, a casting show broadcasted for all Arabic countries.

The Voice hasn’t been her first casting show: In 2008 her mother gave her a ticket to San Francisco for her birthday. Only there she learned that she would do the casting for American Idol. Xriss stayed two month in San Francisco, but she dropped out in one of the pre-selections. At The Voice she made it to the finals.

In the shelve in Xriss flat I find the book “My Name Is Red” by the Turkish author Orhan Pamuk next to “The Fifty Shades Of Gray”. On the floor of her room her diaries are pilling. “Three days ago I had my lips made”, Xriss says. She shows me some pictures from before. The change is only a nuance, but to her it is important. “In order to be who I am, I need to be comfortable in my own skin”, Xriss says, “If I cannot do it naturally, I really do not have a problem having it done, but I would never go to the extremes.” How important it is to be good looking Xriss learned at The Voice. “Some people criticised me for my little belly. But I thought it was sexy.”

Already at the age of five Xriss started singing together with her sister in the living room. In the audience: her parents and her grandma. “We stood there in overgrown T-Shirts”, Xriss remembers, “it was really cute. My mum, my grandma and my father have always asked me to sing.” Today Xriss wears long, elegant dresses on stage. In late September at Dubai Music Week, the fair of the music industry in the Middle East and North Africa, she wore a red strapless dress. “I see myself as a lady. I see myself in a nice dress and heels”, Xriss says, “If you look good, you feel good and you perform good.” At Dubai Music Week this worked: With her distinctive, dark voice Xriss had the jury on her side, being composed by international stars such as Quincy Jones, Timbaland and Will.i.am from Black Eyed Peas. She competed with five other singers from the Arab world and she won the first price: a contract with Quincy Jones, which she signed only a few days ago. In the coming month she will work on her first song. Some of the lines she has already written. “I’m trying to find my way”, Xriss says, “the reason why I’m so confused is that I have never written before. I have always been scared to sound cliché.” In the past Xriss has mostly covered songs from others. To create something original seems to be completely new to her.

Nevertheless, not much has changed for her, since The Voice or the contract, Xriss is convinced. “I still have to pay my bills like anybody else. I still need to work, because that’s how I make my bread and butter.” Xriss continues singing in bars and clubs in Beirut twice a week. She wants to take her time for her first single. “I want to be loved for my music”, she says, “not because I show my ass and tits on TV.”