03.10. Villa Berlin

Heute ist der Tag der deutschen Einheit. Ich hatte den neuen deutschen Botschafter in Madagaskar, Harald Gehrig, vor der Reise um einen Gesprächstermin gebeten. Den habe ich für die zweite Oktoberhälfte bekommen und zusätzlich eine Einladung für meinen Onkel Ernst und mich zum heutigen Empfang in der Villa Berlin über den Dächern von Tana. So wühlen wir in den Tiefen unsrer Rucksäcke nach der passendsten Garderobe und stehen ab 11:30 Uhr in zwei zerknitterten, leicht muffig riechenden Hemden zwischen den Anzügen und Kostümen der geladenen Prominenz. Im Garten der Residenz spenden weiße Stoffbahnen Schatten, Häppchen und Getränke werden gereicht, in einer Ecke qualmt ein Bratwurst-Stand, in einer anderen spielt eine Jazz-Band. Das Sicherheitspersonal hält sich unauffällig zwischen den Büschen des Parks.

Wir treffen Alan Walsch, Landesdirektor der GIZ in Madagaskar. Auch Eckehard Olszowski ist da, der Leiter des Goethe-Zentrums. Und Rodin, Biologe und in Tana basierter Koordinator für das Deutsche Primatenzentrum, der auch in Kirindy war. Er stellt mir aus der Ferne die versammelte Prominenz im Garten vor: den Direktor der Uni Tana, den Bürgermeister (ein Amt, das zuvor auch Marc Ravalomanana und Andry Rajoelina innehatten), den EU-Botschafter, der seit vier Wochen vor Ort ist, die madagassische Außenministerin Arisoa Razafitrimo. Um viertel vor eins erscheint auch Kolo Roger, seit April 2014 madagassischer Premierminister.

 

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Die madagassische Außenministerin Arisoa Razafitrimo bei ihrer Rede, links daneben Premierminister Kolo Roger, rechts Botschafter Harald Gehrig und seine Frau (Foto: Ernst Golde).
Botschafter Harald Gehrig hält eine Rede, in der er zunächst auf die deutsche Wiedervereinigung eingeht, dann auf das gute Verhältnis zwischen Deutschland und Madagaskar. Es folgt die madagassische Außenministerin. Auch sie lobt das Verhältnis der beiden Länder. Einmal verblättert sie sich in ihrem Manuskript. Sie bemerkt den inhaltlichen Bruch und schlägt eine Seite zurück, eine wichtige: Unter der neuen Regierung gehe es vorwärts, die internationale Kooperation laufe wieder an. In kleinen Schritten.