Zugegeben, ein bisschen lachen muss ich schon: Ob ich denn schon einen „Gluhwein“ getrunken habe, erkundigt sich Nailia, eine aserbaidschanische Freundin, als wir uns bei frostig-klaren Temperauren zu einem Spaziergang in der Innenstadt von Baku treffen.
„Gluhwine“ im Januar? Nach Weihnachten? Und das in einem muslimischen Land? Nein: Das hätte ich mir vor meiner Ankunft in Aserbaidschan so auch nicht wirklich vorstellen können.
Es bleibt nicht beim „Gluhwine“: Der „Vorweihnachtsstimmung“ im Januar kann man in der Innenstadt von Baku, der Hauptstadt des Landes, kaum entkommen. Nichts wird ausgelassen: Ein als amerikanischer Santa Claus verkleideter Mitvierziger posiert für und mit Touristen und Einheimischen vor dem „Mädchenturm“, einem der Wahrzeichen der historischen Altstadt. Gleich um die Ecke beschallen „Jingle Bells“ und „Rudolf The Red Nosed Reeindeer“ lautstark die Shopping-affine Upperclass des Landes.
Während ich noch versuche das – für mich – eigentümliche Nebeneinander von amerikanischem Kitschweihnachten, Moscheebauten und sowjetischer Innenstadtarchitektur zu verarbeiten, macht mich Nailia auf das nächste kulinarische „Highlight“ aufmerksam.
Natürlich: Was darf auf einem Weihnachtsmarkt nicht fehlen? Richtig: Die Bratwurst.
In den deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold gestrichene Buden des „Grillkönigs“ (das ist tatsächlich der Name) werden „Alman Sosisleri“ („Deutsche Würste“) verkauft. Angepasst an die Gepflogenheiten des Landes sind diese „Helal“ („Rein“).
Mein Gehirn ist spätestens jetzt vollkommen überfordert.