Wegen Hochwasser geschlossen – Klimawandel und Tourismus in Vietnam

„Einmal im Jahr muss ich mein Geschäft ausräumen wegen Hochwasser“, erzählt Nhang. In ihrem Laden verkauft sie Kleidung und Schmuck. Zwei Straßen weiter liegt die Uferpromenade des Thu Bon Flusses. Bei starkem Regen tritt er über die Ufer und die Straßen, Geschäfte und Häuser füllen sich mit Wasser. An einem Balken in ihrem Geschäft zeigt Nhang, wie hoch das Wasser zuletzt kam. Es war keine kleine Überschwemmung. „Danach müssen wir den Laden komplett putzen“, sagt sie, „und die Anziehsachen wieder einräumen.“ Normalerweise komme die Flut mindestens einmal im Jahr. In den vergangenen Jahren hätte das Wasser jedoch immer höher gestanden in ihrem Laden.

Nhang zeigt in ihrem Geschäft, wie hoch das Wasser bereits bei Überflutungen stand.

Die 200 Jahre alte Altstadt des Touristenortes Hoi An liegt direkt am Ufer. Insgesamt wohnen 90.265 Menschen in Hoi An. Die meisten arbeiten im Tourismus als Zimmermädchen, Putzfrau, Bedienung oder Tourguide. Sind die Straßen überflutet, bleiben auch viele Touristen der Stadt fern. Das war zum Beispiel der Fall im vergangenen November als starker Regen und ein Taifun das Land erschütterten. Die immer stärker werdenden Regenschauer werden auch auf den Klimawandel zurückgeführt. Für die Geschäfte, Restaurants und Hotels ist das natürlich ein Problem. Denn viele Menschen in Hoi An leben vom Tourismus.

Weltkulturerbe vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht

Für Hoi An ist zudem auch der Anstieg des Meeresspiegels ein Problem. 800 einzelne Gebäude der Stadtaus dem 16. und 17. Jahrhundert wurden 1999 in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Darunter die niedrigen, zweistöckigen Häuser, die eine interessante architektonische Mischung aus vietnamesischen, chinesischen und japanischen Einflüssen aufweisen. Abends verwandeln sich die engen Straßen durch die bunten Seidenlampen in atmosphärische Gassen.

Wenn der Meeresspiegel nur gering ansteigt, könnten 2100 laut einem Bericht von UN-Habitat aus dem Jahr 2014 87,38 von 6.171 Hektar permanent unter Wasser stehen. Einer von vier Hotspots, die besonders bedroht sind, überflutet zu werden, sei die Altstadt. Das wäre allerdings nur der Fall, wenn keine anderen Maßnahmen ergriffen werden.

Naturdeich schützt die Küste

Die vietnamesische Architektin Ngo Anh Dao und Hanh vom Bauernhof An Nhiem in der Nähe von Hoi An haben eine ökologische Lösung gefunden. Ngo Anh Dao entwarf einen Damm aus Naturmaterialien wie Bambus. Der schützt das Hinterland vor Überflutungen und vor Erosion. Das ist ein großes Problem überall in Vietnam. Land, das abbröckelt an Flussufern oder der Küste. Um das Land besser zu befestigen, pflanzen viele Menschen Bäume, besondere Grassorten oder Mangroven.

Gerne hätte ich den ökologischen Damm von Ngo Anh Dao besucht nahe Hoi An. Leider waren sie nicht Zuhause in den Tagen als ich vor Ort war. Trotzdem ein interessantes Projekt.