Der Zug verlässt Daressalam mit knapp vier Stunden Verspätung. Gar nicht schlecht. Manchmal verspätet sich die Bahn auch um einen ganzen Tag, wirklich pünktlich ist sie selten. Und das, obwohl die Central Line, die Zuglinie quer durch Tansania, hier in Daressalam startet. Wer das Land mit der Bahn bereisen will, braucht Zeit. Viel Zeit. Rund 14 bis 16 Stunden dauert die Fahrt bis vom indischen Ozean bis in die Hauptstadt Dodoma. Noch etwas länger dauert es von dort bis zu den Endstellen Mwanza am Viktoriasee und Kigoma am Tanganyikasee.
Die Kabine im Zug bietet dafür überraschend viel Komfort. Zumindest, wenn man erste Klasse reist. Die meisten Tansanier können sich das nicht leisten. Sie reisen in Großraumwagons im Sitzen. Begleitet von Kindern, Koffern und Familienpaketen Toastbrot. Das Abteil der ersten Klasse dagegen teilt man sich zu zweit. Es gibt Decken und eine recht bequeme Liegefläche überzogen mit braunem Leder. Die Central Line stammt noch aus der deutschen Kolonialzeit. Für einen kleinen Aufpreis serviert ein Mitarbeiter sogar ein Abendessen.
Entspannung und Schlaf zu finden, ist dennoch nicht ganz einfach. Der Zug schaukelt und rattert über die Gleise. Da die Tür des Abteils nicht richtig schließt, klackt das Schloss während der ganzen Fahrt. Durch das Fenster pfeift der Wind und die Hupe des Lokführers.
Auf dem Weg nach Dodoma durchstreift die Central Line eine hügelige Landschaft. Einige Bäume tragen noch Grün, doch je näher wir der Hauptstadt kommen, desto trockener und karger wird die Landschaft. Ab und zu tauchen kleine Hütten und Dörfer am Rand der Gleise auf. Bauern treiben ihre Kühe und Ziegen durch die Landschaft. An den Haltestellen irgendwo im Nirgendwo passieren Kinder und Frauen die Zugfenster, um Wasser und Snacks zu verkaufen. Eine Zugfahrt durch Tansania ist sicherlich nicht die schnellste und bequemste Art, durch das Land zu reisen. Wohlmöglich aber die spannendste.