A morning sea bath

Ich sitze um kurz nach 9 Uhr in Nicci‘s Auto. Wir fahren von ihrer Organisation Local Ocean Conservation (LOC) den kurzen Weg zum Watamu Strand Plot 28. Nicci trägt Badekleidung, denn es geht ins Wasser. Doch heute schwimmt sie nicht alleine. Im Kofferraum des Autos, welches uns folgt, ist ein Karton ausgelegt und in ihm eine Schildkröte. Sie darf heute einen Schwimmversuch wagen, einen sog. sea bath.

Das Tier wurde vor einem Monat in die Rehabilitationsklinik von LOC eingeliefert. Sie hat Tumore an den Augen gehabt, ausgelöst durch eine Herpeserkrankung. „Immer wieder kriegen wir Tiere mit Tumoren. Die Äußeren können wir entfernen“, sagt Nicci. Man vermute, dass Meeresverschmutzung und Chemikalien die Krankheit bei Schildkröten auslösen. So landen die Tiere in der Klinik, werden aufgepeppelt und soweit möglich operiert.

Am Strand angekommen, tragen Abi und Lameck die Schildkröte in die Nähe des Meeres. Als sie das Wasser sieht, zappelt sie aufgeregt. Es zieht sie ins Blaue. Behutsam halten sie die Schildkröte fest und Lameck bedeckt ihre Augen mit einem grauen Tuch. Nun wird beraten. Riskieren wir es und lassen sie direkt frei? Die drei haben es eilig, sie wollen die Schildkröte nicht lange warten lassen.

Auf dem Weg erklärte mir Nicci, dass sie einen holistischen Ansatz verfolgten. Die Schildkröte müsse sich in der Klinik erholen, aber sie wollten sie nie allzu lange halten. „Auf Dauer werden sie in dem Tank depressiv“, sagt sie. Dabei können sea baths helfen. So erkennt das Team, ob die Schildkröten gesund genug sind, um sie freizulassen. Ist die Schildkröte gesund, taucht sie unter und gewinnt schnell ihre Orientierung, oder isst sogar etwas. Wenn sie noch nicht ihre Kräfte zurückhat, schwebt sie an der Oberfläche und schwimmt umschweifend. Um die Schildkröte in diesem Fall zurückzuholen, befestigt man eine Leine an ihren vorderen Flossen.

Heute entscheiden sich die drei gegen eine Leine. Die Entschlossenheit der Schildkröte wirkt zu stark nach. Nicci und Abi machen sich bereit und gehen ins Wasser. Sie schwimmen mit ihrer Tauchmaske etwas vor, um die Schildkröte in der ersten Zeit zurück im Wasser zu beobachten.

Lameck nimmt ihr das Tuch ab und die Schildkröte kriecht zielstrebig vorwärts. Nach kurzer Zeit ist sie untergetaucht, ein gutes Zeichen, und wir warten in der Hoffnung, dass Abi und Nicci zufrieden mit ihrer Entscheidung zurückkommen. Nach einer guten halben Stunde ist es so weit. „Wie geht es ihr?“ „Gut, sehr gut“, sagt Nicci erleichtert.