Wirtschaftsmodell Weggehen

Überlandbus im Norden Nicaraguas

„Das Ticket habe ich noch als Erinnerung, es wird mich das Haus kosten“, sagt Doña Sofia (Name geändert). Sie ist Ende 30 und hat ein strahlendes Lachen. Sie lacht auch, wenn sie Dinge erzählt, die sie nicht lustig findet. Und manchmal weint sie kurz darauf. Sofia hat versucht, was viele Frauen im Norden von Nicaragua machen: Sie ging zum Arbeiten nach Spanien. Einen Monat hat sie es dort ausgehalten, jetzt ist sie wieder in der kleinen Stadt im Norden von Nicaragua.

„Hier gibt es kaum Arbeit, und das bisschen, was sie bezahlen, das reicht nicht. Das sind vielleicht 100 Dollar im Monat.“ In Spanien – so war ihr Traum – würde sie das Zehnfache verdienen, könnte Geld an ihren Mann und die beiden Töchter schicken. Viele Menschen in Nicaragua versuchen ihren Lebensunterhalt im Ausland zu verdienen. Die Frauen gehen nach Spanien, die Männer arbeiten auf den Feldern bei Nicaraguas Nachbarn.

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Kaffee: Ein Besuch am Anfang der Wertschöpfungskette

Kaffee-Ernte

Die Hänge an denen der Kaffee von Don Pascual wächst, sind ziemlich steil. Der feuchte Boden ist rutschig. Fast die gesamte Familie hat sich Gummistiefel angezogen und klettert gerade zwischen den Sträuchern umher, pflückt die letzten roten Kaffee-Kirschen von den Ästen. Auch zwei Kinder haben sich die Erntekörbe um die Hüfte geschnallt und helfen. „Jetzt sind Ferien“, sagt Don Pascual. Wenn keine Schule ist, dann helfen die älteren Kinder mit.

Ein Eimer Kaffeekirschen bringt den Pflückern knapp einen Euro

„Mit der Hand geht es am einfachsten“, sagt Noemi, die 25-jährige Tochter von Don Pascual. In wenigen Sekunden pflückt sie die verbliebenen 20 bis 30 Früchte vom Strauch und dreht sich zum nächsten. Wenn Don Pascual Arbeiter einstellt, zahlt er für das Pflücken von einem 20-Liter-Eimer Kaffeekirschen etwas mehr als 20 Cordobas, am Ende der Saison auch mal 25 Cordobas (0,90 Euro). Bis zu 12 Arbeiter braucht er wenn viele Kaffeekirschen reif sind.

In den Schulferien hilft die gesamte Familie auf der Finca von Don Pascal bei der Kaffeeernte

Zwischen November und Februar, wenn in Nicaragua der Kaffee geerntet wird, dann ist die Hälfte der Arbeiter des Landes damit beschäftigt, den Kaffee zu pflücken, zu verarbeiten und zu transportieren. In der Ernte 2009/2010 wurden der staatlichen Statistik zufolge mehr als 1,9 Millionen Säcke Kaffee geerntet – das entspricht grob einem Fünftel des jährlichen Kaffeekonsums in Deutschland.

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