Züge, Uber oder Straßenbahnen? Gibt es auf Mauritius nicht.
Der einzige Weg, wie man ohne Taxi oder eigenes Auto von einem Ort zum anderen kommt, ist mit Bussen. Die zu verstehen, ist allerdings gar nicht so einfach.
„Geh einfach 200 Meter nach links, da findest du die Haltestelle“, erklärt mir Robert, der Host meines AirBnBs. Ich möchte in die Hauptstadt Port Louis, um dort in der Kathedrale einen katholischen Gottesdienst zu besuchen. Auf meiner sechswöchigen Reise durch Mauritius versuche ich herauszufinden, ob und wie die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften auf der Insel friedlich zusammenleben.
Mit dem Auto wären es zur Kirche etwa acht Kilometer – doch um mit dem Bus pünktlich um 9:30 Uhr da zu sein, gehe ich schon um acht Uhr los. Denn wann dieser abfährt, weiß niemand so genau. Es gibt nämlich keine Fahrpläne – und selten offizielle Bushaltestellen. Ich stehe an einer, die keinen Namen hat, sondern nur mit einem kleinen, schwarzen „Bus Stop“-Schild gekennzeichnet ist. Dank Robert weiß ich, dass hier der Bus Nummer 51 nach Port Louis fährt – eine Auflistung der Linien ist an der Haltestelle nämlich auch nicht zu finden.
Vor allem in die Hauptstadt fahren die Busse aber sehr häufig und ich muss selten mehr als zehn Minuten warten. Auch um Tickets muss ich mir vorher keine Gedanken machen: Sobald ich mich hingesetzt habe, kommt ein Ticketverkäufer zu mir. Ich sage ihm, wohin ich möchte (oder nenne eine nahe gelegene Haltestelle, die einen Namen hat), bezahle und erhalte ein ausgedrucktes Ticket. Umgerechnet kostet mich die Fahrt nach Port Louis etwas weniger als einen Euro.
Wer zum ersten Mal mit einer Buslinie unterwegs ist, weiß leider auch nicht, welche Route sie nimmt. Bisher musste ich aber nur nach Port Louis und zurück. Dafür fahren wir etwa eine halbe Stunde lang durch Wohngebiete, an Schulen und Supermärkten vorbei und auch eine kurze Zeit an der Küste entlang.
Volle Straßen zur Rush-Hour
Auf Mauritius herrscht Linksverkehr. Zur Rush-Hour morgens und nachmittags sind die Straßen sehr voll. Wenn der Busfahrer aber freie Fahrt hat, gibt er Vollgas – und rast teilweise auch über Bodenwellen, sodass wir von unseren Sitzen abheben.
Kurz vor dem Immigration Square, einer der Haupt-Haltestellen in Port Louis, steige ich aus. Um zur Kathedrale zu kommen, laufe ich an Shops für Kleidung und Stoffe, Streetfood-Ständen und Bankgebäuden vorbei. Sonntags haben viele Geschäfte geschlossen, unter der Woche wimmelt es auf den engen Straßen aber von Menschen.
Gottesdienst mit Gitarre und Trommel
Im Gottesdienst wird auf Französisch, Englisch und Morisyen gepredigt und gesungen. Morisyen ist eine auf Französisch basierende Kreolsprache, die von den meisten Einwohnerinnen und Einwohnern Mauritius gesprochen wird.
Eine Orgel gibt es in der Kirche nicht. Stattdessen wird mit einer Gitarre und einer Trommel Musik gemacht, bei manchen Liedern klatschen die Besucherinnen und Besucher im Takt. Die Songtexte stehen dabei nicht im Gesangbuch, sondern werden mithilfe eines Beamers auf eine Leinwand projiziert.
Nach dem Gottesdienst verabrede ich mich mit dem Priester Jean-Maurice Labour noch für ein Interview in der darauffolgenden Woche. Anschließend fahre ich wieder zurück in meine Unterkunft – natürlich mit dem Bus.