Durch den Monsun: Erste Tage in Bangalore

Ohne Probleme in Bangalore ankommen geht bei mir anscheinend nicht. Beim letzten Mal Mitten in der Nacht ohne Abholung und Unterkunft und dieses Mal muss das Flugzeug zwischenlanden. Indien befindet sich gerade so unter uns, da kommt die Durchsage, dass wir in Mumbai landen, um nachzutanken. Das Unwetter ist zu stark. Nach etwa zwei Stunden geht es weiter nach Bangalore. Als ich ankomme ist es mittlerweile 5:00 Uhr morgens. Auf dem weg vom Flughafen ins Hotel sehe ich die Sonne aufgehen. Es hätte schlechter laufen können. Meine ersten Tage in Bangalore sind mühsam: ankommen, einrichten, zurechtfinden in dieser lauten Stadt, in der man vor lauter Gehupe seine eigenen Gedanken manchmal vergisst. Ich weiche riesigen Pfützen und klaffenden Löchern im Bürgersteig aus und werde immer geübter darin, wenn sich eine kleine Lücke zwischen den Autos bildet, einigermaßen entspannt die Straße zu überqueren. Und die Stadt erkunde ich vor allem von der Rückbank der Autorikscha aus. 

Autorikschas bahnen sich ihren Weg durch die großen Pfützen.

In meiner zweiten Woche in Bangalore werde ich von einem Freund eingeladen Diwali mit seiner Familie zu feiern. Diwali, wird mir erklärt, ist das hinduistische Equivalent zu Weihnachten – mit einem Hauch Silvester. Man verbringt Zeit mit seiner Familie, es gibt viele Rituale und Traditionen, Geschenke, Feuerwerk und ganz viel Essen – vor allem Süßigkeiten. Übersetzt bedeutet Diwali so viel wie Lichterkette, im Vordergrund steht der Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über den Schatten. Dementsprechend werden Häuser mit bunten Blumen- und Lichterketten geschmückt. Ich helfe dabei jeden Zimmereingang im Haus mit Symbolen zu versehen, auf denen später – nach der Puja – kleine Öllampen gestellt werden.

Auch der eigene Arbeitsplatz wird für Diwali mit Blumen und Lichtern geschmückt.

Zur Puja versammelt sich die ganze Familie, schick gekleidet in Saris und anderen bunten traditionellen Kleidern. Mit einem Ritual werden an diesem Tag Ganesha und Lakshmi gleich zweimal verehrt – einmal am Arbeitsplatz und nochmal Zuhause. Sie sollen Wohlstand, Glück und Weisheit bringen. Doch der traditionelle Aspekt rücke immer weiter in den Hintergrund, wird mir erzählt. Gerade in den Großstädten ist die Zeit um Diwali herum zu einer Haupteinkaufssaison geworden. Viele Geschäfte werben mit Diwali-Angeboten, die Einkaufsstraßen sind fast noch strahlender Geschmückt als die Wohnungen und fährt man durch die Stadt sieht man etliche Frauen in festlichen Saris gekleidet vor Modegeschäften für Fotos posieren. Denn die Geschäfte bleiben während Diwali weiterhin offen. Trotzdem: genau wie Weihnachten sorgt das Fest dafür, dass die Familie zusammenkommt – und das bei richtig gutem Essen.

Viele Geschäfte verkaufen zu Diwali Lichterketten, Lampions und bunte Plastik-Blumenketten.