Hunderttausende Menschen pilgern jedes Jahr zu einem See im südlichen Mauritius. Um das hinduistische Heiligtum „Ganga Talao“, auch „Grand Bassin“ genannt, rankt sich eine Legende.
Das Fest „Maha Shivaratri“, zu dem die große Pilgerreise jährlich stattfindet, wird im Februar oder März veranstaltet. Als ich den Ort im Süden der Insel im Oktober besuche, sind deutlich weniger Menschen dort.
Das erste, was bei der Fahrt zu dem See und den Tempeln sichtbar wird, sind zwei riesige Statuen: Links steht Durga, die wichtigste Göttin des Hinduismus, die in unterschiedlichen Formen auftritt. Rechts befindet sich eine Statue von Shiva, einem der Hauptgötter, der sowohl für Zerstörung als auch für Schöpfung und Bewahrung steht. Am Fuße der großen Statue wird dieser Unterschied sichtbar: Eine kleinere Büste von Shiva zeigt ihn in seiner zerstörerischen Form, mit wirren Haaren und wütendem Blick.
Der heilige See befindet sich einige hundert Meter weiter. Er ist mit Wasser des indischen Flusses Ganges gefüllt und umgeben von Statuen von Hindu-Gottheiten sowie kleineren Tempeln. Um zu beten, füllen manche Hindus Wasser aus dem See in eine Flasche und gießen es während des Gebets über die Füße einer Statue.
Zur Entstehung des Ganga Talao gibt es eine Legende: Dieser zufolge war der Gott Shiva mit seinem Schüler Parvati auf fliegenden Schiffen unterwegs, die aus Blumen hergestellt wurden. Auf der Reise zeigte er ihm die Länder, die der Schöpfergott Lord Brahma kreierte. Als sie auf Mauritius landeten, gelangten Tropfen des heiligen Flusses Ganges in einen Krater. Diese Tropfen stammten von Shiva, der sie aufgrund eines zurückliegenden Kampfes in seinen Haaren trug. Der Krater füllte sich sofort und die Tropfen flehten den Gott an, auf der Insel nicht alleine gelassen zu werden.
Shiva versprach, dass eines Tages Menschen vom Fluss Ganges auf die Insel kämen und jedes Jahr zu dem See pilgern – bis heute wird an diesem Ort deshalb das „Maha Shivaratri“-Fest gefeiert.