Mauritius: Was Zuckerrohr mit Sklaverei zu tun hat

Die Zuckerrohr-Pflanze, die auf ganz Mauritius angebaut wird, spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes. In der Ausstellung „L’Aventure du Sucre“ wird ihre Bedeutung in einer alten Zuckerfabrik erklärt.

Zuckerrohr ist keine einheimische Pflanze, sondern wurde von niederländischen Kolonialherren im Jahr 1639 von der indonesischen Insel Java nach Mauritius gebracht. Das tropische Klima bietet gute Voraussetzungen für ihren Anbau, und so wurden in den darauffolgenden Jahren viele Wälder abgeholzt, um Plantagen zu erstellen.

Für die Arbeit auf den Feldern setzten die niederländischen und später die französischen und britischen Kolonialmächte Sklaven ein. Diese kamen vor allem aus Ostafrika und Madagaskar, einige aus Indien. Neben der landwirtschaftlichen Arbeit bauten sie auch Straßen und Gebäude und damit die Infrastruktur der Insel auf.

1807 wurde die Sklaverei offiziell verboten. Illegal wurde sie allerdings bis 1824 ausgeübt. Eine wichtige Person für die christlichen Sklaven war der Priester Père Laval, der sich in dieser Zeit als „Apostel der Ärmsten“ für ihre Rechte einsetzte. Auch heute noch wird in jedem katholischen Gottesdienst an ihn gedacht.

Nach der Abschaffung der Sklaverei arbeiteten manche Sklaven als „Lehrlinge“ in ihren ehemaligen Betrieben. Dort sollten sie den britischen Kolonialherren zufolge zu „freien Bürgern“ ausgebildet werden – tatsächlich wurden sie aber weiterhin eher wie Sklaven behandelt. Andere ehemalige Sklaven arbeiteten als Händler in der Hauptstadt Port Louis oder als Fischer an der Küste.

Das Museum „L’Aventure du Sucre“

Auf den Zuckerplantagen gab es nach der Abschaffung der Sklaverei aber einen hohen Bedarf an Arbeitskräften. Deshalb entschied sich die britische Regierung dafür, Mauritius zum ersten Ort für das sogenannte „Great Experiment“ zu machen. Statt Sklavenarbeit sollen die Arbeiter freiwillig auf die Insel kommen und Verträge von einem bis fünf Jahren erhalten. Der Plan ging auf: Insgesamt kamen zwischen 1834 und 1920 2,2 Millionen Einwanderer*innen auf die Insel, vor allem aus Indien.

Die Arbeit war hart und erinnerte vor allem zu Beginn eher an die Bedingungen zu Zeiten der Sklaverei. Religion war für die Vertragsarbeiter besonders wichtig, um sich auf ihre hinduistischen Wurzeln zu beziehen. Sie bauten unter anderem Tempel in der Nähe der Plantagen und wurden dabei teilweise auch von den Besitzern des Betriebs unterstützt.

Nach einigen Jahren besserten sich die Arbeitsbedingungen und die Arbeiter gründeten unter anderem eigene Gewerkschaften. Nach dem Ende der Vertragsarbeit im Jahr 1920 konnten die Arbeiter sogar eigenes Land kaufen oder pachten und sich so ein Unternehmen aufbauen.

Auch heute noch wird Zuckerrohr auf Mauritius zwischen Juni und Dezember mit der Hand geerntet. Mithilfe von heißem Wasser wird die Pflanze anschließend mehrmals maschinell gepresst, um den Saft zu bekommen. Dieser wird so lange erhitzt, bis Zuckersirup übrig bleibt und schließlich kristallisiert.

Heutzutage wird aus der Pflanze mehr gewonnen, als nur Zucker: Unter anderem produzieren mehrere Destillerien Rum aus Zuckerrohr. Die Reste der Pflanze, die sogenannte Bagasse, kann verbrannt und so für die Energieproduktion genutzt werden.

Ein Zuckerrohr-Feld