Surfen in Kuta

Bergfest. Ich habe mich in Kuta auf Bali einquartiert, da ich in Denpasar ein paar Termine habe und dachte mir es wäre vielleicht etwas ruhiger als die Hauptstadt. In meiner ersten Nacht in der Unterkunft gibt es Live-Musik, ich habe die Pole-Position eingenommen: liege in meinem Bett und fühle mich als läge ich direkt neben der Band. Die Band spielt sehr schön, bin dann aber auch froh als sie um zwei Uhr nachts aufhört. Aber die Gäste wollen noch nicht ins Bett, es geht weiter bis fünf Uhr morgens. Ich mittendrin, gefühlt. Doch nicht so ruhig.

Ich mach mir nichts draus und stelle mir den Wecker auf sieben Uhr morgens, ich will die Chance nutzen und surfen gehen. Nach nur drei Stunden Schlaf steige ich auf das Motortaxi. Geschickt windet sich der Fahrer Silvester durch das Verkehrschaos. Tut gut loszulassen und einfach zu vertrauen, die wissen schon was sie tun.

Angekommen am Kuta Beach werde ich von diversen Surflehrern regelrecht angesprungen und mit bester Laune von Fragen überhäuft: „Wo gehst du hin? Wie gehts dir? Möchtest du surfen?“ Ich nehme mir einen Moment und beobachte die Wellen. Ein Mitarbeiter wittert seine Chance und hat mich an der Angel. Ich leihe bei ihm das Surfboard aus, die Wellen sehen ganz nett aus. Freudig springe ich aufs Brett und paddel raus. Ach, tut das gut! Direkt die erste Welle nehme ich. Ich spüre was glibberiges an der Hand und erschrecke – ist das eine Qualle? Nein, eine Plastiktüte. Nochmal Glück gehabt. Oder auch nicht? Bei jedem zweiten Paddelschlag habe ich eine Tüte in der Hand. Und auf einmal realisiere ich den Teppich aus Plastik durch den ich schwimme. Überall wo ich hingucke: leere Verpackungen, Plastiktüten, kleinste Plastikpatikel. Ich bleibe noch etwas im Wasser, fühle mich aber furchtbar. Eigentlich kennt man ja die Bilder aus Medien und Erzählungen, das dann aber selber live zu sehen, bringt mich komplett um den Verstand. Schockiert und überwältigt verlasse ich das Wasser und lasse mich auf einen Stuhl fallen. „You are finished with surfing?“ „Yes, I am shocked how much plastic is in there.“ „Oh high tide is bad, you have to come to another time.“