Maandamano – Abrechnung nach einem Jahr Amtszeit?

Meine Augen tränen und die Nase juckt, während ich aus einiger Entfernung das Geschehen am anderen Ende der Straße beobachte. In der Luft hängt der Gestank von Tränengas. Um mich herum ist alles ruhig, nur ab und an sind Schüsse zu hören. Am Horizont steigt Rauch auf – Autoreifen brennen. Außerhalb des Epizentrums der Demonstrationen ist Ahero wie leergefegt. Nur wenige Boda-Bodas (Motorräder) und Tuktuks umfahren die selbsterrichteten Straßensperren. Aufgehäufte Steinberge und Äste sollen zum Anhalten bewegen. So machen die Menschen im Land auf sich aufmerksam. Und das bereits seit mehreren Wochen. 

Die Maandamano (Swahili für Proteste) zentrieren sich nicht nur in Nairobi, Kenias Hauptstadt, sondern landesweit, wie auch hier im Westen Kenias. Zu den Protesten hat eine Koalition mit dem Namen Azimio aufgerufen – angeführt von dem (fünffachen) Wahlverlierer Raila Odinga. Und damit endet die Zeit des ersten ruhigen Präsidentenwechsels Kenias nach weniger als einem Jahr. 

„Life itself becomes difficult“, sagt eine Befürworterin der Proteste, die nicht mit echtem Namen genannt werden will. Heutzutage könnten Menschen ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten, für die es früher kein Problem gewesen wäre. Und das obwohl sich William Ruto, der fünfte Präsident Kenias, während des Wahlkampfes als „Anwalt der Armen“ positionierte. Er gab sich als Mann des Volkes, trat öffentlich für Straßenverkäuferinnen (sog. mama mbagas) ein und gewann mit dieser Strategie. Vor der Wahl gab er viele Versprechungen, von denen er bislang kaum welche halten konnte. Beispielsweise wollte er innerhalb von 90 Tagen den Preis für Mehl senken. Seit einem Jahr hat sich der Preis jedoch verdoppelt. Mittlerweile spezifiziert er seine Aussagen nicht mehr. 

Wann die Proteste enden ist bislang nicht absehbar. Es häufen sich die Meldung von Gesprächen zwischen Ruto und Odinga. Zu welchem Ergebnis sie kommen, bleibt abzuwarten.