Brasilia ist eine in grau gekleidete Stadt. Ein Körper aus Stahl und Asphalt. Doch vom 11.-13. September füllten sich die Straßen der brasiliansichen Hauptstadt mit Farben. Etwa 6000 indigene Frauen aus dem ganzen Land kamen zur „Marcha das Mulheres Indigenas“, zum indigenen Frauenmarsch. Manche kamen aus dem Amazonas-Gebiet und betraten zum ersten Mal eine Großstadt, andere reisten aus den städtischen Zentren des Landes an.
Etwa 150 verschiedene Sprachen wurden im Camp gesprochen. Und trotz aller Verschiedenheiten einte die Teilnehmerinnen ein zentrales Anliegen: Der Kampf gegen die Klimakrise, Abholzung und Umweltzerstörung geht Hand in Hand mit dem Kampf für Frauen- und Indigenen-Rechte.
Deshalb richtete sich der Protest auch gegen den sogenannten Marco Temporal – eine Gesetzesinitiative, die indigene Territorien im ganzen Land bedrohte: Dem Gesetz zufolge sollten in Brasilien nur jene Gebiete als indigene Schutzgebiete ausgewiesen werden können, die bereits 1988 (als die heutige Verfassungs in Kraft trat) von Indigenen bewohnt wurden. Das klingt harmlos, brachte aber einige Probleme mit sich: Erstens lebte die indigene Bevölkerung bereits in Brasilien bevor das Land kolonialisiert und später als Nationalstaat gegründet wurde. Zweitens wurden im Zuge der Kolonialisierung Indigene aus ihren Territorien vertrieben. Drittens stellte sich die Frage: Wie soll man beweisen, dass man 1988 bereits in einem Territorium gelebt hat?
Wäre der Marco Temporal verabschieded wurden, hätte das in der Praxis wahrscheinlich bedeutet: Zahlreiche Gebiete wären nicht mehr als indigene Schutzgebiete deklariert wurden – und damit hätten auch Abholzung, Zerstörung und Naturausbeutung Einzug gefunden. Denn in indigenen Schutzgebieten wird deutlich weniger Natur zerstört als im Rest des Landes. Jetzt aber, eine Woche nach dem Marsch, konnte die Bewegung einen Sieg feiern, den vor einer Woche noch kaum jemand für möglich hielt: Der Oberste Gerichtshof (STF) erklärte das Gesetzesvorhaben für verfassungswidrig.