Brasilien – mehr als Strand und Sonne

Ein paar Stunden noch, dann hebt die Maschine des Direktfluges TAM-JJ8069 von Frankfurt ab. Ziel: Rio de Janeiro. Mit an Bord: Meine Wenigkeit, Stipendiat der Heinz-Kühn-Stiftung.

Nun bin ich mir ziemlich sicher, dass das Schlagwort „Rio“ bei vielen die Assoziation Strand und Sonne weckt. Bedauerlicherweise wird Brasilien häufig darauf reduziert. Das riesige Schwellenland hat aber viel mehr zu bieten – auch in journalistischer Hinsicht.

Mitten im Amazonas soll der drittgrößte Staudamm der Welt gebaut werden – „Belo Monte“, der schöne Berg. Das Wasserkraft-Projekt soll wesentlich zur Energiesicherheit für knapp 200 Millionen Brasilianer und deren boomende Wirtschaft beitragen. Für das milliardenschwere Prestige-Vorhaben würden tausende Arbeiter den Verlauf des Flusses Xingu, ein Nebenfluss des Amazonas, ändern. Ein Staudamm entstünde – so groß wie der Bodensee.

Nicht gefragt dabei wurden die indigenen Völker, die in diesem komplexen Naturraum leben. Sie ernähren sich wesentlich vom Fisch des Xingu. Durch die Stauung des Flusses würde der Wasserspiegel in einem etwa 100-Kilometer langen Abschnitt des Flusses stark absinken – und damit auch die Fischpopulation. Die Indianer müssten abwandern – wohin jedoch ist ungewiss.

Obwohl Umweltauflagen noch nicht erfüllt sind, laufen die Vorbereitungen für den Bau. Und nun beginnt die Trockenzeit. Die Geschwindigkeit des Baus dürfte steigen, ebenso der Protest. Bereits im August 2010 zitierte die Süddeutsche den Indianerhäuptling Marcos Apurinã: „Ich verstehe, dass Brasilien wirtschaftliche Entwicklung braucht. Aber dafür dürfen sie doch nicht töten! Die indigenen Völker werden verhungern! Wir werden alles versuchen, um Belo Monte zu verhindern. Die Regierung tötet uns – also ziehen wir in den Krieg!“

Regelmäßig werde ich in diesem Blog über die Stationen meiner Reise berichten: Mein erstes Ziel ist Rio de Janeiro. Hier werde ich ein Praktikum absolvieren und Kontakte zu Gegnern und Befürwortern von „Belo Monte“ knüpfen. Ab Juli will ich dann weiterreisen an den Xingu im Amazonas…