Die „wunderbare Stadt“ wird Rio gern genannt, „a cidade maravilhosa“ – wegen ihrer Lage, dem Klima, der Kultur. Und auch bei mir hat sie einen tiefen Eindruck hinterlassen, als ich vor fünf Jahren zum ersten Mal hier war. Allerdings weniger wegen des Postkartenstrandes, sondern der Gegensätze, die Rio wie kaum eine andere Stadt ausmachen. Armut und Reichtum, Leichtigkeit und Bürokratie, Schönheit und Dreck, Urbanität und Natur – alles findet sich hier eng beieinander.
Deshalb bin ich froh, dass Rio die erste Station meiner Recherchereise ist. Einiges hat sich verändert, andere Dinge sind gleich geblieben und vieles hatte ich schlicht vergessen. Und so bin ich die ersten zehn Tage wie ein Kind mit großen Augen durch diese Stadt gelaufen. Da das Puzzle an Eindrücken aber kein komplettes Bild ergibt, werde ich ab und an einfach diese „impressões“ kund tun. Drei Veränderungen, die ich später ausführen werde, haben sich mir dabei aufgedrängt: Die Stadt erstickt im täglichen Verkehrschaos. Die Preise haben sich verdoppelt. Die Sicherheitslage hat sich (zumindest im Zentrum und im Süden der Stadt) verbessert.
Von der Stadt zum Stipendium: Die Wochen hier nutze ich, um ein kleines Netzwerk an Kontakten in Sachen „Belo Monte“ aufzubauen. Außerdem hospitiere ich bei zwei sehr spannenden Projekten. Das ist zunächst einmal das preisgekrönte Fernsehprogramm der Katholischen Universität Rio, TV PUC, bei dem Studenten mit kleinem Budget und großem Engagement wöchentliche Programme für Internet und offenen Kanal produzieren. Im Anschluss assistiere ich zwei Wochen beim „Observatorio das Favelas“, einer sozialen Organisation, die sich um die Gleichstellung der Armenviertel und damit ihrer Bewohner engagiert. Das Projekt soll den sozialen Graben, den ich anfangs erwähnte, etwas verkleinern, wobei der Kommunikationsaspekt ein wichtige Rolle spielt. Ich bin gespannt…