Entspannung ist, wenn der Schmerz nachlässt

Zu Besuch in einer laotischen Sauna mit Massage

Dicke Dampfschwaden steigen auf. Mitten in einem der ärmeren Viertel der Stadt, in der Nähe eines Klosters. Keine befestigten Wege, nur Sand und Staub, keine gemauerten oder betonierten Häuser, statt dessen die typischen Holzpfahlbauten, abenteuerlich zusammengezimmert. Drumherum Bäume, Bananen, exotische Pflanzen, streunende Hunde und Katzen und Müll.

Dort liegt Noys laotische Kräuter-Dampfsauna. Ohne Hilfe unauffindbar. Noy ist offenbar eine Institution in Vientiane. Eine Adresse, die als Geheimtipp weitergegeben wird. An sieben Tagen in der Woche empfängt sie die Kundschaft zum Schwitzen. Um sie herum wuseln ihre „Mitarbeiter“ – heizen ein, kochen unermüdlich neuen Tee und massieren die Gäste. Fast allesamt Cousins und Cousinen von Noy – Es ist ein Familienunternehmen. Aber ganz klar „I am the boss!“ lacht Noy über das ganze Gesicht.

Schon von weitem ruft sie einem aus dem ersten Stock des Pfahlbaus ein fröhliches Sabai Dee zu. „You come for sauna and massage?“

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Das Tor zur Hölle

Wer Ruanda besucht, kommt am Völkermord nicht vorbei. Der Genozid von 1994 ist DAS Ereignis, das die Welt stets sofort in Verbindung mit dem Land bringt. Wo soll man anfangen, die Geschichte zu erzählen?

Eines der Massengräber der Gedenkstätte, in denen 250.000 Menschen liegen.

Am Besten auf dem dramatischen Höhepunkt der schrecklichen Ereignisse: Im Frühsommer 1994 tat sich in Ruanda das Tor zur Hölle auf. Die Menschen wurden zu Barbaren und haben sich gegenseitig – es gibt kein anderes Wort dafür – abgeschlachtet. In nur drei Monaten starben in einem Blutbad 800.000 bis 1.000.000 Millionen Menschen. Wie es zu so einem Exzess kommen konnte, ist für den Außenstehenden nur schwer nachzuvollziehen. Zu begreifen ist es eigentlich gar nicht.

Damit der Völkermord nicht in Vergessenheit gerät, gibt es in der Hauptstadt Kigali eine zentrale Gedenkstätte mit Museum. Die Geschichte, die dort erzählt wird, beginnt vor ein paar hundert Jahren, als ein Stamm aus dem Norden nach Ruanda einwandert. Die Tutsi sind Viehzüchter. Sie kommen in das Gebiet der Hutu, die Bauern sind. Die beiden Volksstämme vermischen sich, entwickeln eine gemeinsame Sprache und kommen jahrhundertelang gut miteinander aus. Anfangs sind die Tutsi – weil Viehzüchter – im Allgemeinen etwas wohlhabender und viele Hutu als Bauern arbeiten für sie. Es bildet sich eine klassische archaische Gesellschaftsform mit einer herrschenden und einer dienenden Schicht, wie es sie in der Geschichte hunderte Male gegeben hat.

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Unterwegs in Vientiane – meine neue Heimat

Etwa 400.000 Einwohner leben im Einzugsgebiet der laotischen Hauptstadt Vientiane am Mekong. Verglichen mit den großen Metropolen der Welt ist Vientiane also eine ruhige Kleinstadt. Aber genau das macht den gemütlichen Reiz der Hauptstadt aus. Zwar geht es hier auch mal laut und trubelig zu, aber niemand ist gestresst oder in Hektik. Lao PDR – ist die offizielle Bezeichnung des kommunistischen Staates. Böse Zungen behaupten, die Abkürzung stehe für „Please Don´t Rush“ – bloß keine Eile.

Die Stadt ist eine skurrile Mischung aus schicken Neubauten, Bruchbuden, improvisierten Baustellen und Müllkippen und alle paar hundert Meter steht dann mitten in diesem wuselnden Chaos ein Wat, also ein buddhistischer Tempel, in dessen Schatten dutzende orange gewandete Mönche sitzen.

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Mae Nam Khong – die Mutter aller Flüsse

Das soll der Mekong sein!? Die Mutter aller Flüsse, von den Laoten liebevoll Mae Nam Khong genannt, der drittlängste Strom Asiens mit fast 5000 Kilometern Länge. Ich bin enttäuscht! So viel Trubel und Mythos um einen Fluss – und dann das:

Vor mir liegen vor allem eine Menge Staub, zu einer Art Sandbank aufgehäuft, und ein dünnes, braunes Rinnsal das träge dahinfließt. So langsam, dass es mit bloßem Auge fast nicht erkennbar ist. Der Fluss hat es nicht eilig. Die meisten Laoten auch nicht.

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Ackerbau: Wald schützt Feld

In San Juan Limay ist es schwierig zu unterscheiden, ob es sich um ein ausgetrocknetes Flussbett oder eine Schotterstraße handelt. Wasser ist nämlich im Januar nur an wenigen Stellen in den Flüssen.

Der Fluss neben der Finca von Octavio Rosales führt noch ein wenig Wasser, es fällt allerdings kaum auf in dem fast 20 Meter breiten Flussbett. Die Finca von Don Octavio ist eine grüne, kühle Oase. Knapp 3 Hektar Land, auf der Hälfte steht Wald, den er pflegt statt ihn abzuholzen. Doch an der Grenze seines Grundstücks wechselt die Farbe der Landschaft sofort von grün nach hellbraun.

Grüne Oase, wo noch Bäume stehen – braune Steppe, wo sie abgelzt wurden

Don Octavio deutet auf den nächsten Hügel. Der ist vollkommen kahl. „Da war mal Wald, aber die Leute haben die Bäume umgehauen, um dort ihr Vieh zu weiden.“ Fast alle Bäume rund um das Dorf sind gefällt. „Das merken wir jetzt, es ist windig hier in San Juan Limay.“ Außerdem sei der Grundwasserspiegel abgesunken, viele Brunnen haben überhaupt kein Wasser mehr in der Trockenzeit. Don Octavio musste wegen des Waldes und der Nähe zum Fluss nur einen Meter tief graben.

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Nackte Erde

Braune Acker in Totogalpa

In Totogalpa ist die Erde nackt. Auf vielen Hügeln in dem Bezirk im Norden von Nicaragua an der Grenze zu Honduras steht kein Baum, kein Strauch und die Grashalme sind vertrocknet.

Geerntet hat fast niemand in diesem Jahr. Auch Neyda Suyapa und ihre Familie nicht. Normalerweise konnte die Familie 30 bis 40 Säcke Mais einlagern. „Jetzt wird es hart für uns, weil wir das alles kaufen müssen.“ Von Januar bis März ist es besonders trocken und heiß. „Die Monate verbringen wir jetzt mit backen.“

Zusammen mit einer Nachbarin macht sie Rosquillas, kleine Teigringe, und Trockenkuchen, um sie in der Nachbarstadt auf dem Markt zu verkaufen. Die 22 Jahre alte Frau verbringt den Nachmittag in der Küche zum Backen und den Morgen im Bus und auf dem Markt mit Verkaufen. Ihr Mann arbeitet auf dem Feld, aber im Moment ist dort auch nicht viel zu tun. Regen ist nicht in Sicht. Viele der Nachbarn sind auf den Plantagen in Honduras, Costa Rica und El Salvador oder pflücken Kaffee im Hochland.

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Wie im Mittelalter

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Die Kalahandi-Region umfasst 52 Dörfer, hier leben etwa 130.000 Menschen in 7000 Haushalten. 60 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze, die laut UN-Vorgaben bei etwa 22.000 Rupien liegt, also weniger als 1 Dollar pro Tag.

Unser erster Stopp heute ist ein Rama-Krishnan-Ashram mit angeschlossener Schule, Waisen- und Altenhaus. Der Garten ist wunderschön mit kleinen Teichen zum Fischen, bunten Blumen, Bananenbäumen und vielen Feldern. Nach dem Gebet treffen wir die Schüler. 130 Jungs leben hier, ein Viertel davon ist verwaist, die anderen sind von ihren Eltern hierhin geschickt worden, da diese sich nicht um sie kümmern können. Der Ashram finanziert die Schule, selbst wird er durch Spenden getragen.

Die große Halle hat Platz für 1000 Menschen und hier wird auch unterrichtet. Besonders einfallsreich: an den Decken sind Tonkrüge aufgehängt, die das Echo aus der riesigen Halle nehmen. Die Jungs sind neugierig über die Besucher und trauen sich schüchtern näher. Dann gongt es zum Mittagessen. Während alle minutenlang singend beten, wird das Essen ausgeschöpft (Reis, natürlich) und ich trage mich in das Besucherbuch ein. Alle sind so süß zu mir! Ein Junge schenkt mir zum Abschied eine Rose und performt einen Ritus, wobei er erst meine Hände berührt, dann vor mir auf den Boden fällt und dann meine Füße berührt.

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Der Rat tagt

Einmal im Monat tagt der Vorstand von Bijayinee, der auch gleichzeitig das Claim-Komitee von Niramaya  ist. Hier werden dann die Rückerstattungsforderungen (Claims) der Versicherten besprochen und die Frauen entscheiden darüber, wer wie viel Geld von Niramaya bekommt.

Anfangs sind die Frauen schüchtern, reden nicht viel. Meine Anwesenheit ist ungewohnt und macht sie nervös. Zwei Frauen verstecken sich hinter dem Stoff ihres Saris, den sie – wie in der Region üblich – um die Köpfe geschlungen haben, um ihr Haar zu bedecken.

Alle 3 Jahren wählen die Mitglieder neun Frauen in einen Vorstand, die letzte Wahl war 2009. Bis zu 15 Kilometer Anfahrt nehmen sie in Kauf, um am 6. des Monats in Rampur Rat zu halten. Heute sind nur 6 Frauen gekommen, aber es ist auch eine außerordentliche Sitzung. Für ihr Engagement bekommen die Frauen 100 Rupien im Monat extra (1,75 Euro). Heute werden drei Claims besprochen.

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